Der Kölner Jungverleger wird als Herausgeber abgesetzt

Hamburg. Streng genommen ist die Nachricht nur für Leser des "Kölner Stadt-Anzeigers", des "Express" und der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" von Belang. Verlegersohn Konstantin Neven DuMont ist nicht länger Herausgeber dieser Blätter. Doch offenbar ist die Angelegenheit für das Zeitungshaus M. DuMont Schauberg (MDS), in dem auch die "Berliner Zeitung" und die "Frankfurter Rundschau" erscheinen, von grundsätzlicher Bedeutung. Und so informierte der Verlag "in eigener Sache" auch die Leser seiner "Hamburger Morgenpost" gestern über die Absetzung, obwohl Neven DuMont junior dort nie ein Amt ausgeübt hat. Zuvor war sein Name bereits aus dem Impressum der "Frankfurter Rundschau" verschwunden, dessen Herausgeber er ebenfalls war.

Die Amtsenthebung erfolgt wegen "abträglicher und geschäftsschädigender" Äußerungen "in der Öffentlichkeit", insbesondere "in Konkurrenzblättern". Der Jungverleger hatte auch in "Bild" Köln, dem schärfsten Wettbewerber des "Express" über die defizitäre "Frankfurter Rundschau" lamentiert und seinen Vater Alfred Neven DuMont zum Rücktritt aufgefordert.

Die Absetzung Konstantins ist der vorläufige Höhepunkt einer Affäre, die mit Dutzenden wirrer Einträge im Blog des Medienjournalisten Stefan Niggemeier begann. Alle diese Einträge führten zur E-Mail-Adresse von Neven DuMont junior, der aber bestritt, ihr Urheber zu sein, und auf zwei Personen aus seinem Umfeld verwies, die Zugang zu seinem PC gehabt hätten. Der Vorstand erteilte ihm Redeverbot, an das der Jungverleger sich aber nicht hielt. Daraufhin wurde er, angeblich auf eigenen Wunsch, beurlaubt.

Danach lief der Junior vollends aus dem Ruder. Erst tat er via Twitter so, als habe er nur Ferien ("Juhu, heute beginnt mein Urlaub"). Dann kritisierte er die "Frankfurter Rundschau" und seinen Vater, dessen Rücktritt er schließlich forderte.

Der Verlag ging derweil auf Tauchstation. Vorgestern meldeten jedoch die hauseigenen Blätter "Kölner Stadt-Anzeiger" und "Express", man wolle wegen der Berichterstattung über die Affäre juristisch gegen den Verlag Axel Springer vorgehen, in dem auch das Abendblatt erscheint. Konkret geht es um die Berichte in "Bild" Köln und ein Stück in der "Welt", in dem spekuliert wurde, MDS könne finanzielle Probleme bekommen, sollte Konstantin sich seinen Anteil auszahlen lassen.

Mit der Absetzung von Neven DuMont junior ist die Sache nicht erledigt. In einem Interview mit dem Fachblatt "W&V" droht der Jungverleger, der pro forma immer noch Vorstand für Unternehmensstrategie und Kommunikation ist, nun damit, zur Not seinen Anteil dem Familienzweig DuMont Schütte zu verkaufen. Dann wären die Neven DuMonts nur noch Minderheitsgesellschafter des Zeitungshauses.