Junge Generation setzt laut Studie auf Teamwork statt Autorität

Hamburg. Meist meiden die Kinder von erfolgreichen Unternehmern die Öffentlichkeit, aus Furcht vor Entführungen oder einer Neiddebatte. Der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen, der Stiftung Familienunternehmen und dem Magazin "Impulse" gaben einige aber jetzt Einblick in ihre Ziele und Wünsche. Bei der bislang ersten Studie zu diesem Thema wurden insgesamt 202 Sprösslinge im Alter von 16 bis 35 Jahren gefragt, deren Familien zum Teil mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigen.

Demnach wollen 55 Prozent der Unternehmerkinder später gern im Familienunternehmen tätig sein. Lediglich 14 Prozent wollen dies nicht. Der Rest war sich nicht schlüssig. Gut zwei Drittel der Befragten schätzen das Unternehmen als stärker ein, wenn die Familienmitglieder aktiv involviert sind. Und 61 Prozent sind der Meinung, dass Kinder aus Unternehmerfamilien Verantwortung für die Firma haben. Dass das Unternehmen in den Händen der Familie bleibt, ist nahezu allen das wichtigste Ziel. Nur für knapp drei Prozent kommt ein Verkauf infrage.

Nach einer Übernahme des elterlichen Betriebs wollen 66 Prozent der Befragten auf Wachstum und weitere Expansion setzen, 61 Prozent in Innovationen investieren. Schnell Kasse machen ist offenbar kein Thema für die potenziellen Nachfolger. Nur 2,8 Prozent der Befragten würde die Unternehmen der Eltern verkaufen.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich die junge Generation kaum von den Eltern. Sie legt Wert auf eigenverantwortliches Leben und Arbeiten, auf die Aufrechterhaltung einer stabilen Wirtschaft, Fleiß und Ehrgeiz sowie ein gutes Familienleben. Auf den zweiten Blick erkennt man in der Studie, die gestern bei Sal. Oppenheim in Hamburg präsentiert wurde, aber Unterschiede. So ist die Mentalität des Patriarchen bei der Jugend nicht gefragt. "Der Unternehmernachwuchs setzt viel mehr auf Teamfähigkeit und auf die Zugehörigkeit zu Netzwerken. Die Kinder sind zudem oft gebildeter als ihre Eltern und haben, bevor sie die Nachfolge antreten, auch international Erfahrung gesammelt", sagte Studienleiter Reinhard Prügl. Dies führe auch dazu, dass in Zukunft mehr Töchter an der Spitze oder in den Gremien von Unternehmen aktiv sein werden, so Stefan Heidbreder von der Stiftung Familienunternehmen. Viel Geld und schnellen Erfolg zu haben sei nur einer Minderheit wichtig.

Auch gesellschaftliche Verantwortung ist für den Nachwuchs ein Thema. So setzen sich knapp 45 Prozent für soziale Projekte ein, 28 Prozent engagieren sich im Sport, 24 Prozent in der Kultur, fast 20 Prozent für die Umwelt und 14 Prozent für Menschenrechte.