In “Eat Pray Love“ findet Julia Roberts auf einer langen Reise zu sich selbst

"Ich hatte immer Appetit auf mein Leben und den habe ich einfach verloren." Mit dieser Begründung setzt die New Yorker Autorin Liz Gilbert nach einer kräftezehrenden Scheidung zu einer einjährigen Selbsterfahrungsreise an. In Italien will die Enddreißigerin das genussvolle Essen lernen, in Indien das Beten und auf Bali erhält sie den Glauben an die Liebe zurück. "Eat Pray Love" eben, wie nicht nur der Film, sondern auch die autobiografische Buchvorlage von Bestseller-Autorin Elizabeth Gilbert betitelt ist.

All jenen, denen der Plot zu sehr nach Östrogen-geschwängerter Sinnsuche klingt, sei gesagt: Ja, "Eat Pray Love" sind 140 Minuten sogenanntes Frauenkino. Aber jenseits von Prosecco-Gefälligkeit und Stiletto-Zickigkeit. Auch Männer sollten sich den Film allein deshalb anschauen, weil darin eine wundervolle Julia Roberts zu erleben ist. Zwar ist die 42 Jahre alte "Pretty Woman" auch in den Momenten, in denen Liz' Ehe zerbricht, immer noch weit davon entfernt, mal so richtig fertig auszusehen. Doch man schaut es sich einfach gerne an, dieses Gesicht. Nicht nur wegen der Haselnussaugen, die warm und verzweifelt und fragend gucken können. Und nicht nur wegen Roberts' Markenzeichen, des perlweißen Riesenlachens. Sondern vor allem, weil die Mimik von Lebendigkeit und Reife erzählt, nicht von der letzten Botox-Behandlung. Die Aktrice kann wie schon lange nicht mehr ihre Bandbreite ausspielen. Und gemeint sind dabei nicht nur die wechselnden Garderoben, sondern die Rollen von der sinnlichen Liebhaberin bis zur Novizin im Aschram, die bei der Meditation statt Ausgeglichenheit zunächst bloß innere Unruhe findet.

Letztlich ist dieser spirituelle Trip jedoch eine Art Erleuchtung light. Denn wenn das Kaufen einer (etwas) größeren Jeans ob der zugelegten Pfunde schon als befreiender Akt gewertet wird, mutet das doch sehr frauenzeitschriftig und typisch amerikanisch an. Die Protagonistin möchte zwar lernen, alleine auf sich gestellt Erfüllung zu finden. Doch die Story hangelt sich doch oft entlang der Begegnungen, die Liz mit Männern hat - allen voran der zugegeben umwerfende James Franco ("Milk") und der erneut wandlungsfähige, physisch ungemein präsente Xavier Bardem ("Vicky Christina Barcelona").

Zwar macht es den Film sympathisch, dass er teils ohne Worte auskommt und der Zuschauer den durchaus klugen Lebensweisheiten nachhängen kann. Und wenn die jeweils landestypischen Gesten und Genüsse formschön abfotografiert werden, macht das phasenweise Lust auf mehr. Doch langatmig wird es, wenn die Passagen allzu sehr in weich gezeichnete Collagen ausarten, die jede Tourismuswerbung ungeschnitten übernehmen würde.

Im Endeffekt ist Regisseur Ryan Murphy ein Feel-good-Movie gelungen, das mehr Tiefgang hat als übliche Hollywood-Ware. Und das einen das Kino mit diesem unnachahmlichen Julia-Roberts-Esprit verlassen lässt.

Beurteilung: annehmbar - Eat Pray Love USA 2010, 140 Min., o. A., R: Ryan Murphy, D: Julia Roberts, James Franco, Richard Jenkins, täglich im Cinemaxx, Cinemaxx Harburg, Cinemaxx Wandsbek, Hansa-Studio, Koralle, Passage, Streit's (OF), UCIs Mundsburg, Othmarschen, Smart-City; www.eatpraylove-derfilm.de