Oliver Kienles Drama “Bis aufs Blut“ orientiert sich zu sehr an US-Schablonen

"Jetzt krieg' ich aber Mathe von dir", sagt der elfjährige Sule, nachdem er den Ami, der Tommy belästigte, mit einem Stein niedergeschlagen hat. So beginnen Männerfreundschaften: mit Blut und Loyalitätsbeweisen.

Die Credits zu Beginn von "Bis aufs Blut" sind noch nicht durchgelaufen, da hat Regisseur und Drehbuchautor Oliver Kienle schon in kurzen Sequenzen zu dröhnendem Hip-Hop die ganze wilde Kindheit und Jugend der beiden Freunde Sule (Burak Yigit) und Tommy (Jacob Matschenz) erzählt, die - aus unterschiedlichen sozialen Milieus kommend - unzertrennliche Freunde werden und immer tiefer in den Drogensumpf geraten.

Einen Film nicht nur über, sondern auch für die junge Generation wollte der Regie-Debütant machen, und so geht "Bis aufs Blut" auf knallharten Authentizitätskurs: In den Dialogen wimmelt es von vermeintlich jugendgerechten A- und F-Wörtern. Kienle übernimmt bruchlos die Schablonen amerikanischer Jugend- und Ghettodramen.

Er beweist mit dynamischem Schnitt, effektvoller Musik und visueller Kraft ein enormes handwerkliches Vermögen. Aber die Geschichte findet keine Distanz zur Kraftmeierei seiner Figuren. Die Story verpufft ohne analytischen Bringwert und emotionale Tiefe in der eigenen Pose.

Beurteilung: annehmbar Bis aufs Blut D 2009, 113 Min., ab 16 J., R: Oliver Kienle, D: Jacob Matschenz, Burak Yigit, Balder Beyer, im UCI Smart-City; www.bisaufsblut.com