Das Drama “Jud Süß“ erzählt die Geschichte des berüchtigten Nazi-Propagandafilms von Veit Harlan

"Film ohne Gewissen" hat Oskar Roehler seinen Spielfilm über den nationalsozialistischen Propagandafilm "Jud Süß" im Untertitel genannt. Als gewissenlos charakterisiert er alle Personen, die an diesem subtilen Machwerk beteiligt waren, das 1940 Premiere hatte und damals von mehr als 20 Millionen Deutschen im Kino gesehen wurde. Auftraggeber war Propagandaminister Goebbels, den Moritz Bleibtreu als mächtigen Strippenzieher und boshaften Verführer spielt. Ihm zur Seite steht Regisseur Veit Harlan, Justus Dohnanyi zeigt ihn als willfährigen Erfüllungsgehilfen und schlimmen Antisemiten. Ferdinand Marian, 1940 in der Titelrolle des Joseph Süß Oppenheimer auf der Leinwand, ist eher ein Mitläufer, aber auch er handelt ohne Gewissen, als er auf Drängen Goebbels' die Rolle annimmt. Tobias Moretti zeichnet ein sehr differenziertes Bild des Schauspielers und macht ihn zu Täter und Opfer gleichermaßen.

In seinem als Melodram angelegten Streifen versucht Regisseur Oskar Roehler das Milieu zu zeichnen, aus dem heraus dieser seit 1963 in Deutschland und Österreich verbotene hetzerische Film entstehen konnte. Er zeigt die Empfänge und Galas mit all den berühmten Schauspielstars der UFA, die um Goebbels herumscharwenzelten. Er zeigt auch, mit welchen subtilen Mitteln Goebbels vorging, um den Hass auf die Juden einem ganzen Volk zu implantieren.

Mit großem Staraufgebot (auch Martina Gedeck, Armin Rohde und Milan Peschel sind zu sehen) hat Roehler den Aufstieg und Niedergang eines mäßigen Schauspielers inszeniert. Allerdings verliert sein Film im letzten Drittel an Dichte, wenn er sich nur noch auf Marian konzentriert, der sich dem Suff und Affären hingibt, weil ihm die fatale Wirkung seiner Rolle als "Jud Süß" bewusst wird.

Beurteilung: annehmbar Jud Süß - Film ohne Gewissen D 2010, 120 Min., ab 12 J., R: O. Roehler, D: Tobias Moretti, täglich im Abaton, Holi, Koralle, Passage; www.jud.suess.film.de