Der Film “Distanz“ von Thomas Sieben ist zu kalt um zu berühren

Daniel (Ken Duken) ist ein Mann ohne Leidenschaften. Still und verschlossen verrichtet er seine Arbeit in einem botanischen Garten. Den Kontakt mit Kollegen vermeidet er kühl, abends kehrt er allein in seine spartanisch eingerichtete Wohnung zurück. Und dann passiert das Entsetzliche: Daniel wirft Steine von Autobahnbrücken - ohne Rücksicht auf die Folgen. Schlimmer noch: Wie der Sniper in Peter Bogdanovichs "Bewegliche Ziele" erschießt er ohne Skrupel wildfremde Menschen. Die hübsche Jana (Franziska Weisz), eine Kollegin, ahnt hiervon nichts. Beharrlich macht sie dem verschlossenen Einzelgänger den Hof.

Keine Erklärungen, keine Motivation: Regiedebütant Thomas Sieben und sein Kameramann René Dames verfolgen unbarmherzig Ken Duken, mit stoischer Mimik und geistesabwesendem Blick zweifellos überragend, bei seinem grausigen Tun. Doch einen Menschen nach dem anderen zu töten ist nun mal nicht handlungstragend, für eine Sozialstudie und gar eine Satire liefert der Film weder Anzeichen noch Deutungsmöglichkeiten. "Distanz" ist zu hermetisch und kalt geraten, um zu berühren oder zu verstören. Die Distanz des Filmtitels überträgt sich auch auf den Zuschauer.

Bewertung: annehmbar Distanz Dtl. 2008, 82 Min., ab 16 J., R: Thomas Sieben, D: Ken Duken, Franziska Weisz, täglich im Passage; www.distanz-film.de