Eine Glosse von Tino Lange

Er ist groß, kräftig, grün und riecht etwas streng: Shrek, der tollkühne Oger, ist auf den ersten Blick nicht gerade eine Ausgeburt der Schönheit. Aber er hat, wie eine Zwiebel, Schichten unter seiner rauen Schale, ist erstaunlich sensibel und der märchenhaft romantischen Liebe zugetan. Ein alles andere als oberflächliches Wesen.

Vielleicht ist das der Grund, warum Shrek beliebter ist als sein grünes Superhelden-Pendant, der unglaubliche Hulk, und aktuell sogar vier zierlich gebauten New Yorkerinnen den Weg an die Spitze versperrt: An den US-Kinokassen behauptete sich das vierte Animationsfilm-Abenteuer "Für immer Shrek" (Deutschland-Start: 30. Juni) ganz oben vor dem auch hierzulande enorm erfolgreichen Glitzerstreifen "Sex and the City 2". Was lernen wir daraus? Die inneren Werte zählen mehr als das Geklacker von Manolo-Blahnik-Stilettos. Oder das ewige Gerede der Knochenlotten Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda über "Mr. Big", den Mann der Träume.

Wenn Shrek seine mächtige Wampe auf der 3-D-Leinwand platziert, dürfen wir, deren Body-Mass-Index mit dem schönen lateinischen Wort "Präadipositas" (sprich: Übergewicht) verharmlost wird, uns als Sieger fühlen. Der wahre "Mr. Big" ist ein ungehobelter Oger, aber dafür nicht aalglatt und oberflächlich. Und er kann auch mal zuhören. Denn die Antwort der "Shrek"-Macher auf das Geplapper von Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda ist Shreks Freund. Der Esel.