Die Axel Springer AG und die WAZ-Gruppe wollen das Projekt “ von Stefan Aust im gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeld“ nicht weiterverfolgen.

Hamburg. Man hätte es ahnen können, und es dürfte heute Abend auf der Aftershowparty des Henri-Nannen-Preises das Topthema sein: Als das NDR-Medienmagazin "Zapp" am späten Mittwochabend über das von Stefan Aust geplante Magazin "Woche" berichtete, war das Projekt wohl schon gestorben. Wer genau zusah und zuhörte, dem fiel auf, dass sich Aust gegenüber "Zapp" nicht äußern wollte.

Und das war schon seltsam: Der ehemalige "Spiegel"-Chefredakteur hat in den vergangenen Wochen mit Journalisten nämlich sehr viel über sein Magazinprojekt gesprochen. Dass er sich gegenüber "Zapp" in Schweigen hüllte, könnte daran liegen, dass er womöglich das NDR-Magazin nicht mag. Wahrscheinlicher ist aber, dass Aust zum Zeitpunkt der Anfrage bereits wusste, dass sich sein Projekt erledigt hatte.

Tatsächlich kam am Donnerstag um 15.16 Uhr via Mail die Nachricht vom Aus für die "Woche": Darin teilen die Axel Springer AG, in der auch das Abendblatt erscheint, und die WAZ-Gruppe mit, "das Projekt im gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeld nicht weiterzuverfolgen". Aust selbst sagt auf Anfrage, er habe seit ein paar Tagen mit einem solchen Beschluss gerechnet.

In der Mail steht auch: "Stefan Aust wird das Projekt mit anderen Partnern fortsetzen." Der einstige "Spiegel"-Chef sagt, es gebe Leute, mit denen er über das Projekt schon vor langer Zeit gesprochen habe. Konkreter will er nicht werden. In Branchenkreisen wird allerdings bezweifelt, dass Aust noch Gesellschafter für die "Woche" findet. Schließlich ist er ja schon fast überall vorstellig geworden. Er war bei Burda ("Focus", "Bunte"), Ringier ("Cicero", "Monopol") und wohl auch beim Zeitungsverleger Dirk Ippen ("Münchner Merkur", "tz"). Alle sagten ab.

Interessant ist dabei der Fall Ippen. Da Springer und die WAZ-Gruppe mit Aust nicht allein ins Risiko gehen wollten, wurde bis zuletzt ein weiterer Gesellschafter gesucht. Am Montag meldete der "Spiegel" ein solcher sei mit Ippen gefunden, obwohl der Verleger sowohl vor als auch nach Veröffentlichung der Meldung dementiert hatte, sich bei der "Woche" engagieren zu wollen. Es war schon etwas seltsam, wie da der "Spiegel" über den Gesellschafterkreis eines möglichen künftigen Konkurrenten spekulierte.

Es hat der "Woche" bestimmt nicht gut getan, dass - noch bevor überhaupt klar war, ob das Blatt erscheint - Details über das Projekt auf dem offenen Markt verhandelt wurden. Angeblich sollte der Titel im Format des People-Magazins "Gala" erscheinen, immer sonntags herauskommen und den Blättern der WAZ beiliegen. "Es sind viel zu viele Geschichten über die ,Woche' geschrieben worden", sagt nun auch Aust.

Ausschlaggebend für das Scheitern dürfte das aber nicht gewesen sein. Tatsächlich war der Zeitpunkt für den Start eines solch ehrgeizigen Projekts denkbar schlecht gewählt. Die gegenwärtige Wirtschaftskrise ist längst nicht überwunden. Und auf die durch die digitale Revolution verursachte Strukturkrise hat die Medienbranche nach wie vor keine Antwort: Leser und Werbekunden wenden sich dem Internet zu, wo Verlage bisher kaum Geld verdienen können. Geräte wie Apples iPad sind ein Hoffnungsschimmer, mehr aber nicht.

Nach dem Aus für die "Woche" ist es folglich unwahrscheinlich, dass in absehbarer Zukunft ähnlich ambitionierte Projekte in Angriff genommen werden. Erst im Februar 2009 war die deutsche Ausgabe von "Vanity Fair" eingestellt worden, die aber - im Gegensatz zum Aust-Projekt - immerhin zwei Jahre am Kiosk lag. Das heißt aber nicht, dass neue Printtitel generell keine Chance haben. Insbesondere in Nischenmärkten ist nach wie vor viel möglich. Eindrucksvoll zeigt das der Erfolg des Titels "Landlust" aus dem kleinen Landwirtschaftsverlag in Münster, dessen Auflage trotz Krise auf knapp 690 000 verkaufte Exemplare gestiegen ist.

Aust kann sich nun dem von ihm geplanten Einstieg beim Nachrichtenkanal N24 widmen. Er will den Sender gemeinsam mit dessen Geschäftsführer Torsten Rossmann übernehmen. Allerdings verdichten sich die Anzeichen, dass der N24-Gesellschafter ProSieben Sat.1 doch nicht verkaufen mag. Aber auch das könnte Aust verschmerzen. Als TV-Produzent ist er bestens im Geschäft. Erst kürzlich wurde bekannt, dass er für die ARD einen Zweiteiler über die Attentate vom 11. September 2001 produzieren soll. So schnell wird dem umtriebigen Ex-"Spiegel"-Chef bestimmt nicht langweilig.