Berlin. Meghan Markle wird bald vor der Weltöffentlichkeit Mutter. Die ehemalige Schauspielerin schwört dabei vor allem auf ruhiges Atmen.

Meghan Markle hat es wirklich gesagt, und jetzt bekomme ich es die ganze Zeit nicht mehr aus dem Kopf. Auf einem offiziellen Termin in Großbritannien hat die Duchess of Sussex vor einer Handvoll Menschen über ihre persönlichen Motivationshilfen im royalen Alltag gesprochen.

So erklärte sie laut Ohren- und Augenzeugenberichten und der Zeitschrift „Gala“, dass sie am Morgen vor ihrer Hochzeit mit Prinz Harry im Mai 2018, um die Aufregung zu lindern, ganz tief ein- und ausgeatmet habe. Dazu habe sie in Gedanken immer wieder den Satz wiederholt: „Ich bin jetzt bereit, meine große Rolle auszufüllen.“

Meghan Markle eine Risikoschwangere?

Ja, und jetzt kann man natürlich wieder hingehen und sagen, dass noch nie so viel Selbstoptimierung und früher mehr Lametta war oder sich einfach eingestehen (also ich zumindest), dass man sich die Frage nach der Nervosität der Meghan Markle in so einem Augenblick (mit Kleid, Pferdekutsche und Prinz) längst gestellt hat.

Wie ist es wohl, als 37-jährige Frau, von der modernen Medizin längst als Risikoschwangere abgehakt, seine Gravida vor der Weltöffentlichkeit austragen zu müssen? Wie tragen sich die Zehn-Zentimeter-Absätze im siebten Monat und wird Herzogin Meghan im April auch im kurzen Flatterkleid vor dem Krankenhaus nach der Geburt wie Schwägerin Kate posieren müssen? Und das keine 24 Stunden nach der Entbindung.

So wird Prinzessin Meghan die Menschen jetzt zusammenbringen

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    Dass Herzogin Kate das Krankenhaus einen Tag nach ihren Geburten wieder verlässt, hat übrigens auch eine politische Ebene, erklärte mir einmal eine britische Bekannte. In Großbritannien wie auch in Deutschland ist es nach einer Spontangeburt üblich, dass die Mutter nach 24 Stunden freundlich aufgefordert wird, die Klinik bitte wieder zu verlassen.

    Viele Frauen finden das unzumutbar und protestieren dagegen. Herzogin Kate möchte und darf deshalb keine Privilegien für sich beanspruchen. Durch ihren kurzen Aufenthalt in der Geburtsklinik (wenn auch in der Luxus-Suite) sagt sie den Britinnen: „Ich bin nicht besser als ihr, ich bin eine von euch.“

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      Die Herzogin bekommt eine Menge ab

      Und so wird auch Herzogin Meghan für den Rest ihres Lebens im Zielfernrohr ihrer Kritiker stehen – als Mutter (die Gesellschaft ist da erbarmungslos) gleich doppelt. Ist sie zu präsent in der Öffentlichkeit, werden sie „schlechte Mutter“ rufen, bleibt sie zu viel von der Öffentlichkeit fern, wird es heißen, sie vernachlässige ihre royalen Pflichten.

      Wird sie ihr Kind (es soll eine Tochter sein) rosa anziehen, wird es heißen, sie tappe in Gender-Klischees, trägt es blau, wird es heißen, sie verleugne ihre weibliche Identität. Wird Miss Markle nach der Geburt wieder schnell schlank sein, wird man ihr Figur-Hysterie vorwerfen, bleiben ihr die Babypfunde erhalten, wird die Häme der Klatschkolumnisten nicht lange auf sich warten lassen.

      Kurzum: Sie wird all das abkriegen, was jede normale Mutter an Mist entgegengeschleudert bekommt, nur potenziert mal eine Million – sodass eigentlich niemand, der sich keine Depressionen wünscht, mit ihr tauschen möchte. Aber dennoch, darauf können wir uns verlassen – Geld hin oder her, Sozialneid mal bitte gerade nicht – Meghan wird lächeln, royal winken und ihre Verletzbarkeit nicht offenlegen.

      Viel Glück, Meghan

      Sie wird völlig zu Recht denken, dass ihre „große Rolle“ wichtiger ist als das Geschwätz, dass das Leben kurz, aber breit ist. Und vielleicht werden wir dann auch davon in­spiriert sein, dass Gemeinheiten auch an einem abperlen können, dass wir uns nicht an jeder Kritik aufreiben, die im Alltag zwischen Beruf und Zuhause auf uns wartet. Viel Glück, Meghan. Und einatmen und ausatmen.

      Caroline Rosales’ neues Buch „Sexuell verfügbar“ (Ullstein Fünf) ist seit Freitag im Handel erhältlich. Premierenlesung am 12. März in der Kulturbrauerei.

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