Die Polizei nimmt sieben Verdächtige in der Autobrandserie fest. Sechs von ihnen waren zuvor schon im Schanzenviertel aufgefallen.

Hamburg. Manchmal bringt eine einfache Streifenfahrt mehr als die beste Strategie. Die Besatzung eines Peterwagens hat in der Nacht zu Montag sieben Verdächtige vorläufig festgenommen, die offenbar in Barmbek Autos anzünden wollten. Die dafür nötigen Grillanzünder hatten die fünf Männer im Alter von 20 bis 32 Jahren sowie eine 20-jährige Frau und ein 15 Jahre alter Jugendlicher bei sich. So nah war die Polizei den Autobrandstiftern, die seit gut zwei Jahren eine nicht endende Serie von Taten begehen, bislang noch nicht gekommen.

Die Beamten waren an der Schwalbenstraße auf die Gruppe aufmerksam geworden, als zwei Mitglieder zu flüchten schienen. Die Polizisten hielten die beiden an. Während sie die Verdächtigen überprüften, entdeckten sie fünf weitere, die sich hinter einem Mazda MX5 versteckten. Anschließend riefen die Polizisten Verstärkung hinzu.

Währenddessen warfen die Verdächtigen Gegenstände weg. Später stellte sich heraus, dass es sich dabei um sogenannte Polenböller und Grillanzünder handelte. Diese verwenden die Autobrandstifter üblicherweise für ihre Taten, da es mehrere Minuten dauert, bis damit ein Wagen in Flammen steht. Auf diese in der Szene bekannte Weise gewinnen die Täter genügend Zeit, um zu flüchten.

In diesem Fall war es aber noch nicht zu einer Tat gekommen. Damit hat die Polizei zwar eine Brandstiftung möglicherweise vereitelt, überführt sind die Verdächtigen damit aber nicht. Während der Vernehmung durch Beamte der Staatsschutzabteilung schwiegen die sieben Festgenommenen.

Auffällig allerdings ist, dass sechs der Verdächtigen Aufenthaltsverbote für das Schanzenviertel hatten. Diese hatte die Polizei für das Wochenende erteilen können, weil der Stadtteil wegen der befürchteten Krawalle rund um den 1. Mai zum Gefahrengebiet ausgewiesen worden war. Die 20 Jahre alte Frau ist bei der Polizei zudem als "linke Gewalttäterin" in Berlin bekannt. Sie wohnt darüber hinaus mit zwei weiteren Verdächtigen zusammen. Und das nur gut einen Kilometer vom Ort der Festnahme entfernt.

Ein weiterer 20-Jähriger lebt in Schleswig, der 15-Jährige in einer Jugendeinrichtung in Nordfriesland. Wie er mit den Erwachsenen in Verbindung steht, ist nicht bekannt. Zwar ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der versuchten Brandstiftung gegen die sieben Verdächtigen, aber nach der Vernehmung und der sogenannten erkennungsdienstlichen Behandlung, kamen alle wieder auf freien Fuß. Bis auf die 20-jährige Berlinerin ist von den vorübergehend Festgenommen bislang niemand polizeilich aufgefallen.

Trotz des Erfolgs der Polizei wurden durch Brandstiftungen 18 weitere geparkte Autos in dieser Nacht im gesamten Stadtgebiet zerstört. Am Wochenende brannten allein 46 Wagen. Damit steigt die Zahl der abgebrannten Fahrzeuge auf nahezu 200 in diesem Jahr. Dass es zu dem Anstieg rund um den 1. Mai kam, könnte möglicherweise auch damit zu tun haben, dass die Polizei potenzielle Randalierer, wie eben die sieben Verdächtigen, mit Platzverweisen aus dem Schanzenviertel verdrängt hat.

Dort zumindest ist die Taktik der Einsatzleitung trotz 13 verletzter Polizisten aufgegangen. Die Polizei setzte mit 2300 Beamten mehr als doppelt so viele Kräfte ein wie im Jahr zuvor. Da das Schanzenviertel zum Gefahrengebiet erklärt worden war, konnte 325 potenziellen Randalierern verboten werden, das Viertel am Wochenende zu betreten. Nach Polizeiangaben wurden bereits bekannten Störern schon im Vorwege Verbote erteilt.

Ob dieses Vorgehen auch für die Aktionen nach dem Schanzenfest im September taugt, ist noch unklar. Es ist wahrscheinlich, dass die Polizeiführung eine derart massive Präsenz während des Stadtteilfestes nicht zeigen wird.