Hamburg zelebriert, traditionell anglophil, die Hochzeit des Jahres standesgemäß. Was Arbeitnehmer im Büro beachten sollten.

Hamburg. Wir sind mit ihnen aufgewachsen, sie begleiteten uns oft jahrelang. Noch heute lesen wir die Geschichten und Fabeln von verwunschenen Schlössern, bösen Hexen und guten Feen den Kleinsten vor. Märchen sind Balsam für die Seele, entführen sie doch in eine Traumwelt, in der sich meist alles zum Guten wendet.

Und wenn am kommenden Freitag Prinz William seiner Verlobten Kate in der Londoner Westminster Abbey das Jawort geben wird, dann ist es ein bisschen so, als ob ein modernes Märchen beginnt. Dabei muss man nicht von Kitsch, Tüll und Tränen begeistert sein, um dem Weltereignis Bedeutung abzugewinnen. Denn ein solches ist es zweifellos. Keine royale Liebeshochzeit wurde bereits im Vorfeld derart intensiv medial begleitet. Schier unmöglich scheint es, sich den Nachrichten aus dem Königshaus zu entziehen.

Natürlich zelebriert auch Hamburg, traditionell anglophil, die Hochzeit des Jahres standesgemäß: Public Viewing mit Tea und Scones gibt es im Meßmer Momentum in der HafenCity für geladene Gäste und die ersten 20 Hamburgerinnen, die im Brautkleid um 10 Uhr vor der Tür stehen. Für alle offen ist das Restaurant Bricks des Renaissance-Hotels an den Großen Bleichen. Es bietet ab 11 Uhr ein passendes Menü aus Oxtail (Ochsenschwanzsuppe) mit Chesterstange parallel zur Fernsehübertragung an.

Zum englischen Afternoon-Tea lädt schon am Mittag das Hotel Vier Jahreszeiten, um auf einer Großleinwand im festlich geschmückten Salon des Hauses die Vermählung des übernächsten Thronfolgers zu zeigen. Typisch britisch feiert Gibson Kemp in seinem Pub am Mittelweg. Mit "Cottage Pie", angeblich das Lieblingsessen des Prinzen, reichlich britischem Bier und blau-rot-weißer Dekoration. Seit knapp neun Jahren betreibt der gebürtige Liverpooler die englische Kneipe. "Wir öffnen für das Royal Viewing extra früher", sagt der Wirt, "aber der Platz wird wohl kaum reichen." Hinter den vielen Reservierungen verbergen sich englische Landsleute - vor allem jedoch deutsche Monarchiefans.

+++ ALLES ÜBER DAS TRAUMPAAR IM DOSSIER +++

Das verwundert Claus-G. Budelmann nicht. Der Hamburger, seit mehr als vier Jahren im Amt des britischen Honorarkonuls, hat den jungen Prinzen zweimal persönlich getroffen. "William ist äußerst sympathisch, höflich und witzig", so Budelmann. Er gehe davon aus, dass sich die Hochzeit mit der bürgerlichen Kate Middleton positiv auf das Image des Königshauses auswirken wird. Er selbst kann die Vermählung wegen einer Sitzung nicht live verfolgen, hat deshalb seine Ehefrau Annegret gebeten, die stundenlange Übertragung für ihn aufzunehmen. "Das ist ein bewegendes Ereignis, was ich auf keinen Fall verpassen möchte." Damit ist er nicht allein. Schätzungen zufolge werden zwei Milliarden Menschen weltweit mit dem Brautpaar fühlen.

Allerdings: Nicht jeder kann den Fernseher einschalten, schließlich liegt das Ereignis in der Arbeitszeit. "Rein rechtlich ist es nicht erlaubt, die Hochzeit im Büro anzugucken", sagt Hauke Rinsdorf, Fachanwalt für Arbeitsrecht mit Sitz in der Innenstadt. "Hat man keine flexible Arbeitszeit, muss man sich die Befreiung vom Chef einholen. Aber fünf Minuten das Jawort per Live-Stream im Internet angucken - nach Absprache stehen die Chancen darauf sicherlich gut."

Wer eigentlich auf die Gästeliste gehört und es lediglich aus Termingründen nicht schafft, nach London zu fliegen, der kommt zu PR-Profi Christine Loerke in die Remise des ehemaligen britischen Generalkonsulats in Harvestehude. Die 40 Damen, darunter Designerin Tina Gattermann und Schauspielerin Jasmin Wagner, feiern selbst wie Prinzessinnen - mit Champagner, Schlagsahne und Erdbeeren. Taschentücher inklusive.