Bei Roastbeef und Matjes trafen sich Züchter, Trainer und Pferdeliebhaber auf dem Gestüt des Hamburger Kaffee-Königs Albert Darboven.

Hamburg. Kaffeekaufmann Albert Darboven zählt die Stunden: Wenn sein Hengst Russian Tango am Sonntag im 141. Deutschen Galoppderby an den Start geht, laufen Hoffnungen und Träume mit. Weil ein Triumph des eigenen Vollblüters im selbst gesponserten Rennen des Jahres für den Röster der Gipfel des Genusses wäre. Besonders auch, weil Russian Tango nicht einfach mal so für sündhaft viel Geld auf einer Auktion ersteigert wurde, sondern aus eigener Zucht stammt. Geboren und aufgezogen wurde der jetzt Dreijährige auf Darbovens Scholle: im Gestüt Idee in Rissen, im Zeichen des Kaffees. Die Farben sind Orange-Braun, das Wahrzeichen ist eine Bohne.

Und da auf dem fünf Hektar umfassenden Areal in unmittelbarer Nähe zum Elbufer alles eine Idee unkonventioneller und großzügiger ist, lässt sich die Turffamilie nicht lange bitten, wenn Edda und Albert Darboven zur traditionellen Pferdeschau inmitten der Rennwoche laden. Mehr als 70 Ehrengäste waren gestern Vormittag dem Lockruf rassiger Vollblüter, hervorragenden Essens und illustrer Gespräche in fachkundiger Runde gefolgt.

Es begann mit der Präsentation zweijähriger Nachwuchsstars in der großen Reithalle. Auf Koffiqueen, Power Pablo und Russian Khan ruhen die Derbyhoffnungen des kommenden Jahres. Die weiter entfernten tollten auf den Koppeln nebenan. Die Fohlen Power Sylvi und Polska Viktoria stach trotz der Hitze der Hafer. Im Frühjahr zur Welt gekommen, machten beide auf noch wackeligen Beinen Freudensprünge. Als sich jedoch die Gästeschar am Gatter aufbaute, um sich an diesem Bild für Götter zu weiden, suchten die Turfstars in spe rasch die Geborgenheit der Mutterstuten.

Züchter Hannes Gutschow, Chef des Partnergestüts Karbella, erläuterte kurz die Grundzüge erfolgreicher Zucht. Trainer Andreas Wöhler weiß auch so Bescheid. Der gebürtige Bremer arbeitet in Gütersloh mit sechs Galoppern aus dem Darboven-Besitz, darunter der aktuelle Derbystarter Russian Tango.

"Es wird ein Wettstreit der Superlative", stellte Rennclub-Präsident Eugen-Andreas Wahler beim Essen an Bierbänken in der Scheune fest. Das mit 20 Pferden stärkste Starterfeld seit Jahren garantiere ein spannendes Finish, hohe Quoten und gute Umsätze. Wie immer bei diesem sommerlichen Vergnügen ließ Edda Darboven Roastbeef, Lachs, Matjes und Kirschen auftischen. Zumal die beiden für je 50.000 Euro nach genanntem Engländer internationales Flair bescheren. Scheich Mohammed al Maktoum lässt seinen Hengst Buzzword einfliegen. Im Sattel wird nun doch nicht der ehemalige Kamelreiter Ahjed aus den Arabischen Emiraten, sondern ein Brite sitzen.

Wie man als Jockey Derbys gewinnt, konnte Turflegende Hein Bollow berichten. Der fünfmalige Siegreiter im Blauen Band, sein 90. Geburtstag steht am 5. Dezember an, erzählte von seinen Anfangstagen. Wie er in Nienstedten vom Kohlenhändler Blumenfeld, einem Onkel des späteren CDU-Bürgermeisters "Sir" Erik Blumenfeld, zum Galopp gebracht wurde. Züchterin Margarethe Wetzel und Ehemann Joachim (Berenberg Bank) spitzten die Ohren: Ihre Fohlen Fair Vision und Fair Flame bereiten sich auf dem Rissener Gestüt auf eine Rennkarriere vor.

Träume gehören dazu. Bisweilen werden sie wahr, wie die Krönung in Albert Darbovens Turfleben beweist. Im Deutschen Derby 1992 düste der gleichfalls selbst gezüchtete Pik König zum Sieg. Schon damals saßen sie vier Tage vorher in Rissen beisammen und diskutierten die Favoritenlage. Im Prinzip herrschte gestern Einigkeit: Der Deutsche Zazou oder die Engländer werden es machen. Nur Albert Darboven schwieg bescheiden. Zurückhaltung gehört zum Geschäft - im Kaffeehandel wie im Turf.