Nach dem Ausstieg von BMW suchte der Renn-Club lange nach einem neuen Hauptsponsor. Jetzt steigt der Kaffeeröster mit etwa 250 000 Euro ein.

Hamburg

"Das ist eine famose, zutiefst hanseatische Lösung", freute sich Eugen-Andreas Wahler (58), Präsident des Hamburger Renn-Clubs (HRC), über die Entscheidung des Kaffeerösters und HRC-Vizepräsidenten Albert Darboven (73), das Deutsche Galoppderby finanziell zu unterstützen und für Hamburg zu erhalten. Wie berichtet, wird es nun am 5. Juli als 140. Idee Deutsches Derby entschieden. Nach dem Ausstieg von BMW - der Münchner Autokonzern hatte jedes Jahr 250 000 Euro plus eine deutlich höhere Summe in Form von Sachleistungen beigesteuert - und der gescheiterten Suche nach einem externen Unternehmen ist Darboven wieder einmal zur Stelle.

"Wir haben einen B-Plan in der Schublade", sagte Wahler Ende Januar 2008. "Den holen wir heraus, falls wir keinen neuen Hauptsponsor finden." Mit dieser Ankündigung flogen Wahler und Darboven nach Doha. Enttäuscht kehrten sie drei Tage später zurück: Die Scheichs von Katar hatten gezögert, sagten später ab. "Auch hier ist die weltweite Finanzkrise zu spüren", sagte Wahler damals dem Abendblatt. Jetzt haben die HRC-Verantwortlichen, nachdem sie keinen potenten, zahlungswilligen Geldgeber fanden, den B-Plan aktiviert: Dem 140. Deutsche Derby, 18 Jahre mit BMW verbandelt, steht nichts mehr im Weg. Die Rennen vom 27. Juni bis 5. Juli sind mit 795 000 Euro einschließlich Züchterprämien dotiert.

Schon 1992 war der Name Darboven in aller Munde. Im Einlauf des Derbys setzte sich der Hengst Pik König aus dem Gestüt Idee vom Feld ab und siegte souverän. Dass auf der Horner Rennbahn auch in diesem Jahr die Farben Braun und Orange dominieren, hat dagegen wirtschaftliche Gründe. Darboven steigt beim Derby ein, und parallel dazu wird für den in der Dotierung auf 75 000 Euro gesenkten bisherigen Idee-Hansa-Preis ein neuer Finanzier gesucht. "Aussichtsreiche Gespräche sind im Gange", sagte Wahler. Weitere Reduzierungen in den tragenden Grupperennen werde es nicht geben, denn mit Siemens und Signal Iduna gibt es neue Werbepartner.

Auf der harmonisch verlaufenen Mitgliederversammlung des Hamburger Renn-Clubs am Montagabend im Erdgeschoss der Horner Rennbahntribüne war ein Etat angekündigt worden, dem ein um knapp fünf Prozent niedrigerer Umsatz als 2008 zu Grunde liegt. Im Vorjahr wurden 3,7 Millionen Euro verwettet, unter dem Strich ergab das Geschäftsjahr ein Minus von 46 000 Euro. "Eine leichte rote Null", wie Wahler es formulierte. Umso rettender ist die Hand, die Darboven seinem Renn-Club reicht. Auch in der Vergangenheit ließ sich "Atti" sein Engagement eine Menge kosten. "Eine Frage des Herzbluts", pflegt er stets zu sagen. Auf seinem Gestüt am Falkensteiner Ufer züchtet Darboven mit Begeisterung Vollblüter, die in Pik Königs Spuren treten sollen.

"Ein derart großes finanzielles Engagement fällt auch mir nicht leicht", sagte Darboven gestern dem Abendblatt. "Aber was soll man machen, wenn sonst keiner aus dem Busch kommt?" Ein wenig entlastet werde er durch einen Kompagnon, der jedoch nicht in Erscheinung treten möchte. Auch wenn aus Horn über konkrete Zahlen nichts zu hören ist, gehen Eingeweihte von einem Darboven-Engagement von rund 250 000 Euro aus. Dafür fällt jedoch der traditionelle Darboven-Empfang am Derbysonntag aus. "Schampus gehört nicht zur aktuellen Situation", heißt es dazu auf dem Horner Hippodrom. Darboven sei es nicht um Ehre, sondern um eine pragmatische Entscheidung im Interesse der Sportstadt Hamburg gegangen: "Sonst ist das Derby weg!" Und damit alle Rennen in Hamburg. Dies wäre sportlich und als Wirtschaftsfaktor für die Region ein Desaster gewesen.