Albert Darboven schuftete als “Schauermann“, lernte in El Salvador, war Quiddje und wurde schließlich zum unangefochtenen Kaffeekönig.

Hamburg. Wenn Albert Darboven mit typisch Hamburger Akzent in seinen Fernseh-Werbespots "Freude am Leben" propagiert, im Nadelstreifenanzug eine Packung Kaffee in den Händen hält, dann sind sich auch die süddeutschen Zuschauer gewiss: Hier beobachten wir das Paradebeispiel eines Hanseaten. Leicht gebräunt, mit gewelltem Haar, optimistisch, nie zu dick auftragend. Understatement bedeutet Reputation in dieser Stadt.

Albert "Atti" Darboven ist Hamburgs unangefochtener Kaffeekönig, verheiratet mit Edda, einer geborenen Prinzessin von Anhalt. Dazu Rennbahn-Vizepräsident und Pferdeliebhaber. Der Inbegriff des hanseatischen Kaufmanns. Kaufmann ist er. Hanseat nicht, zumindest geborener. Nicht mal ein gebürtiger. Früher hätte er so niemals Eintritt in gesellschaftliche Kreise bekommen, der Stammbaum musste stimmen. Heute spielt die Herkunft keine Rolle mehr, zum Glück.

Zum Schutz der städtischen Kultur gegen Überfremdung durch Zugezogene, die sogenannten Quiddjes, wurde 1897 der "Verein geborener Hamburger" gegründet. Darboven könnte mittlerweile eintreten, auch wenn er gebürtig aus dem hessischen Darmstadt stammt. Doch er lebt seit mehreren Jahrzehnten, als Junge adoptiert von seinem Onkel Arthur Darboven, in Hamburg. Und der Quiddje hat das geschafft, was den meisten hanseatischen Kaufmännern verwehrt bleiben wird: Darboven bekam mit seinem Unternehmen J.J. Darboven eine Verewigung im Abbild der Stadt, die täglich Tausende Besucher bewundern - vergangene Woche platzierte er seinen Idee-Kaffee-Truck im Miniatur Wunderland. In der Speicherstadt steht der Lkw, wo seine Laufbahn begann: Darboven lächelt, dann strahlt der 74-Jährige, als er sich geradezu über die Absperrung im Miniatur Wunderland schwingt, um den Lkw selbst einzusetzen.

Das tägliche Aufs-Pferd-Steigen halte ihn fit, sagt er bescheiden. "Mein zweiter Arbeitsplatz", meint er nur, unterschlägt die Rennpferdzucht. Dabei klicken Fotoapparate, Besucher schießen Bilder von dem Mann, den sie aus der Werbung kennen. Darboven rückt sein Einstecktuch zurecht. Die Erinnerungen kommen. An seine Lehrzeit als Außenhandelskaufmann beim Kaffeeimporteur Bernhard Rothfos, wo er auch als "Schauermann" im Freihafen arbeitete, Schiffe entlud.

"Obwohl ich so ein Spiddel war." Die älteren Kollegen steckten dem schmächtigen Jungen öfter eine "Barmbeker Stulle", ein Brötchen, zu. Es sei eine glückliche Zeit gewesen, sagt er, dreht an seinen Manschettenknöpfen. Dann die Jahre als Einkäufer auf den Kaffeeplantagen in Übersee. Nicaragua und Costa Rica. Zurückgekehrt stieg Darboven in das Familienunternehmen ein, dessen Leitung er 1960, nach dem Tod seines Adoptivvaters, in vierter Generation übernahm. Auch wenn er auf den Goldknopf-Blaublazer-Look verzichtet - mehr Hanseat geht nicht.