GAL-Mitgründer Kurt Edler attackiert die Parteispitze erneut - die reagiert enttäuscht. Besonders kritisch setzt er sich mit Jens Kerstan auseinander.

Hamburg. Der Richtungsstreit in der GAL geht weiter. In einer Analyse zur Landesmitgliederversammlung am Wochenende heizt der GAL-Mitgründer Kurt Edler den Konflikt mit der Parteispitze im Aufarbeitungsprozess nach der enttäuschenden Bürgerschaftswahl wieder an. Besonders kritisch setzt sich Edler mit GAL-Fraktionschef Jens Kerstan auseinander, der den von Edler kritisierten Leitantrag des Landesvorstands kurz vor dem Parteikonvent durch Einfügung konkreter politischer Inhalte verändern wollte.

"Drei Tage vor der Versammlung wurde der Thementeil des Vorstandsantrags durch eine stark abweichende Alternativformulierung des Fraktionsvorsitzenden im Handumdrehen ersetzt - ein Verfahren ohne jede Reflexion und Partizipation", schreibt Edler, dem es um mehr Transparenz und eine noch offenere Debattenkultur in der GAL geht. Kerstans Vorgehen sei ein "Demonstrationsbeispiel dafür, wie es zukünftig bei der GAL nicht mehr laufen soll". Und dann dieser Satz: "Politik ist kein Cola-Automat, und eine Sinnfindung ergibt sich nicht aus dem Drücken von Themen-Buttons."

+++ Denkzettel für GAL-Chefin Katharina Fegebank +++

Kerstan reagierte gelassen. "Kurt Edler tut einer Verständigung in der Partei keinen Gefallen." Ein Teil der Kritiker um Edler wolle offensichtlich "eine Debatte im luftleeren Raum führen - ohne Inhalte".

Parteichefin Katharina Fegebank , die am Wochenende mit nur 68 Prozent Zustimmung wiedergewählt worden war, reagierte enttäuscht. "Ich erwarte, dass wir als Partei gemeinsam und konstruktiv einen Prozess beschreiten, der die GAL ein Stück nach vorn bringt", sagte Fegebank. Der Beitrag von Edler sei da "eher hinderlich".

Auf der Mitgliederversammlung war es zu teils hitzigen Wortgefechten zwischen Mitgliedern des Landesvorstands und der Bürgerschaftsfraktion auf der einen Seite und der Gruppe um Edler und Ex-Justizsenator Till Steffen auf der anderen Seite gekommen. Am Ende fanden sowohl der Leitantrag des Vorstands, der Ursachen für die Wahlniederlage benennt und Konsequenzen daraus ableitet, sowie die radikale Kritik an der Parteispitze von Edler eine Mehrheit. Edler unterstellt unter der Überschrift "Warum wir gewonnen haben" dem Landesvorstand nun, er habe die Kritik "auf dem kalten Wege einer künstlichen Alternativstellung vom Tisch wischen" wollen.