Mietervereins-Chef, Gast in der Hamburger Presserunde, hofft auf neue politische Kräfte und glaubt an den Erfolg einer Mietpartei.

Rotherbaum. Der Erfolg der Piratenpartei, die bei der Wahl in Berlin am vergangenen Sonntag 8,9 Prozent der Wählerstimmen erbeutete, hat Eckard Pahlke, seit mehr als 30 Jahren Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg, inspiriert: "Ich kann mir eine Mieterpartei in Hamburg vorstellen, die auf Anhieb die Fünf-Prozent-Hürde nehmen und ins Rathaus einziehen würde", sagte er dem Abendblatt.

Es sei die große Sorge vieler Mieter, die explodierenden Preise bald nicht mehr zahlen zu können und aus dem Stadtviertel, in dem sie nicht selten seit Jahrzehnten leben, verdrängt zu werden. "Bei uns melden sich häufig ältere Hamburger, die befürchten, dass ihre knappe Rente künftig nicht mehr für die ständig steigende Miete reicht", so Pahlke vom Mieterverein zu Hamburg, in dem mehr als 150 000 Hamburger Mieter organisiert sind. "Wenn unsere Mitglieder und noch ein paar Hundert weitere Mieter eine solche neue Partei wählten, wäre das auf Anhieb ein Riesenerfolg." Das Thema Wohnen stehe ohnehin ganz oben auf der Agenda der meisten Hamburger.

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Auch die Hamburger Presserunde, die an diesem Sonntag erstmals von Abendblatt-Redakteurin Vanessa Seifert moderiert wird, beschäftigt sich mit dem angespannten Wohnungsmarkt an der Elbe. In den vergangenen zehn Jahren sind mehr als 70 000 Menschen in die "Wachsende Stadt" gezogen - nicht mitgewachsen ist jedoch die Zahl der Wohnungen. Die Folge: Die Mieten explodieren. Mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von knapp zehn Euro pro Quadratmeter ist die Hansestadt nach München und Frankfurt am Main die drittteuerste Stadt Deutschlands.

"Wohnen in Hamburg - wer kann das eigentlich noch bezahlen?" lautet deshalb der Titel der Sendung, die Hamburg 1 am Sonntag um 21.45 Uhr ausstrahlt. Wo gibt es in der Stadt überhaupt noch bezahlbaren Wohnraum für Familien? Werden Sozialwohnungen gebaut? Sollten leer stehende Büros zu Wohnungen gemacht werden? Und kann Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sein zentrales Wahlversprechen, jedes Jahr 6000 Wohnungen zu schaffen, halten? Gernot Knödler, Redakteur bei der "taz nord", ist zuversichtlich. Er sagt aber auch: "Wenn die Mieten sinken sollen, müssen die Hamburger akzeptieren, dass die Stadt dichter bebaut wird." Olaf Dittmann von der "Welt"/"Welt am Sonntag" spricht nicht von einer "Wohnungsnot", sondern eher von einem "Wohnungsmangel". Er rät Familien, die eine Wohnung suchen, sich auch Objekte jenseits von Eppendorf und Eimsbüttel anzuschauen: "Familien, entdeckt die vergessenen Stadtteile! Auch Stellingen und Billstedt gehören zum glücklichsten Bundesland."

Rebecca Kresse, Redakteurin im Ressort Landespolitik des Hamburger Abendblatts, sieht das ähnlich: "Sowohl südlich der Elbe als auch östlich der Alster gibt es sehr schöne Quartiere, die noch bezahlbar sind und künftig boomen werden." Den Vorschlag von Bürgermeister Scholz, verstärkt in die Höhe zu bauen, hält sie für richtig: "Niemand spricht von neuen Hochhaussiedlungen. Es geht um maximal zwei Geschosse."

Hamburger Presserunde, Sonntag 21.45 Uhr auf Hamburg 1