Anteil der Haushalte mit Kindern ist auf 18 Prozent gesunken. Abendblatt-Redakteurin Katharina Geßler weiß, warum es kaum Kinder in der City gibt.

Hamburg. Die Zahlen zeichnen ein klares Bild: Hamburgs City wird hauptsächlich von Singles bevölkert, während Kinder im Zentrum eindeutig in der Minderheit sind. Herausgefunden hat das, wie berichtet, das Statistikamt Nord. Falls dieses Ergebnis überrascht haben sollte - mich wundert es kein bisschen.

Denn als Untersuchungsobjekt wäre ich für jeden Statistiker ein gefundenes Fressen: Ich bin Mutter, alleinerziehend, und wohne (noch) in einem der Stadtteile, in denen sie - ganz zutreffend - reichlich Kinder ausfindig gemacht haben: Billstedt. Obendrein bin ich auf Wohnungssuche. Und das seit einem Dreivierteljahr. Problem ist nur: Ich will das, was alle, zumindest sehr, sehr viele wollen - eine Dreizimmerwohnung, etwa 80 Quadratmeter groß, nicht teurer als 900 Euro (warm). In zentraler Lage. Denn nur zu gerne würde ich dazu beitragen, dass wieder mehr Kinder in der Innenstadt leben.

Aus Hamburgs Osten mitten rein in die Stadt, das ist es, was mir vorschwebt. Weg aus einem Gebiet, das viele Vorzüge bietet (etwa den herrlichen Öjendorfer Park samt See), aber sich aus meiner Sicht zunehmend zum Brennpunkt entwickelt. Klar, dass da die Wohnungen günstiger sind. Mein Zielgebiet: alles zwischen Altona und Barmbek, beziehungsweise bis zur Neu- oder Altstadt.

+++ Alarmierend: Mehr Singles, weniger Haushalte mit Kindern +++

Genau da bin ich seit mittlerweile neun Monaten regelmäßig auf Besichtigungstour. Immer am frühen Abend, an Wochenenden gerne auch schon zur Mittagszeit. Stets dabei: aktuelle Lohnabrechnungen, Schufa-Auskunft und die schriftliche Bestätigung meiner jetzigen Vermieter, dass ich in den vergangenen elf Jahren in ihrem Haus nichts Auffälliges oder gar Schlimmes angestellt, die Miete immer pünktlich gezahlt habe und überhaupt eine angenehme Mieterin bin.

Nur, gebracht hat das leider nichts.

Denn entweder ist die Aufteilung der Wohnung ungeeignet für Menschen mit Kind, weil der Platz fürs zweite Schlafzimmer schlicht nicht ausreicht. Ein netter Rückzugsort zum Lesen oder auch fürs kreative Arbeiten am Schreibtisch, dafür würde es schon reichen. Nicht aber für Bett und Schrank.

Andere Male zeigte sich, dass zu den angegebenen Kosten noch einiges dazukommt (z. B. Flurreinigung). Weshalb ich abwinken muss: zu teuer. Meistens aber übernimmt das der Vermieter oder Makler. Ihm reicht der Vergleich der Unterlagen. Den Zuschlag bekommen meist Paare, die zwar keine Kinder, aber zwei Gehaltszettel vorzuweisen haben.

Ob ich mich deshalb ausgegrenzt fühle? Keine Spur. Denn wenigstens in den Statistiken habe ich ja meinen festen Platz.