30 stationäre Blitzer gibt es in der Hansestadt. Allein die Kamera an der Stresemannstraße 147 in Altona löste im Vorjahr 36.000 Mal aus.

Hamburg. Der 7er BMW war nicht nur schneller, als die Polizei erlaubt. Er war auch schneller als die Polizei selbst: Mit fast 200 Kilometern pro Stunde über dem Tempolimit von 100 raste Ende März ein 22-Jähriger auf der Autobahn 1 zwischen Billstedt und Öjendorf an einem Videowagen der Verlehrsstaffel vorbei. Temo 291 zeigte die Kamera der Beamten, die mächtig Gas geben mussten, um den Raser schließlich auf der Jenfelder Allee einzuholen.

Der Fall wird wohl in die Annalen der Tempofahnder eingehen, allein das Bußgeld des jungen BMW-Fahrers belief sich auf 1800 Euro. 464.000 Tempoverstöße registrierte die Verkehrspolizei im vergangenen Jahr. Die meisten davon waren weit weniger gravierend, doch die Masse macht's: 2010 durfte sich die Stadt über mehr als 14,3 Millionen Euro aus allen stationären und mobilen Geschwindigkeitskontrollen freuen, wie sich aus einer SPD-Senatsanfrage ergibt. Das ist etwas weniger als noch im Jahr zuvor, aber fast zwei Millionen Euro mehr als 2008. Der Grund für das kräftige Plus waren jedoch nicht mehr Kontrollen, sondern eine saftige Erhöhung der Bußgelder zum Februar 2009 in ganz Deutschland.

Knapp die Hälfte aller Geschwindigkeitsüberschreitungen wird durch die 20 stationären und im Volksmund Starenkästen getauften Geschwindigkeitsmessanlagen erfasst: Die Verschlüsse ihrer seit Neuestem digitalen Kameras klickten mehr als 220.000-mal. Die meisten festen Blitzer stehen, analog zum Innenstadtring, in einem weiten Bogen um die Außenalster. Allerdings sind sie auch auf den Ausfallstraßen zu finden und dort - besonders aus haushaltspolitischen Gesichtspunkten betrachtet - äußerst erfolgreich: Allein der Blitzer in der 30er-Zone an der Stresemannstraße 147 erwirtschaftete im vergangenen Jahr 831.000 Euro an Bußgeldern. Etwa 100 Fahrer werden hier täglich geblitzt.

19 der stationären und knapp 80.000 Euro teuren "Traffipax"-Stationen arbeiten mit sogenannten Kontaktschleifen: In die Fahrbahn eingelassen, messen sie die Zeit zwischen den Berührungen und geben den Impuls für die Aufnahme in das Bußgeldregister. Ähnlich ist das Prinzip der zehn ebenfalls stationären Rotlichtüberwachungsanlagen, die 2010 mehr als 15.000 überfahrene rote Ampeln meldeten und 1,5 Millionen Euro zum Haushalt der Hansestadt beitrugen.

Es gibt aber auch eine Hightech-Anlage: die Blitzersäule Vitronic PoliScan Speed F1 am Cranzer Hauptdeich, die in beide Fahrtrichtungen blitzen kann und deren Laserstrahlen mit Lichtgeschwindigkeit messen. Vor knapp drei Wochen wurde sie mit einem brennenden Reifen angezündet - vermutlich von einem verärgerten Autofahrer. Der Täter wurde nicht gefasst, die Anlage ist noch in der Reparatur.

Dass insbesondere stadtbekannte Blitzer wie der an der Stresemannstraße so oft übersehen werden, erstaunt Matthias Schmitting, Sprecher des ADAC Hansa, nicht: Als wichtige Einfallstraße werde die Strecke von vielen ortsunkundigen Autofahrern genutzt - die den Blitzer nicht kennen. "Hinzu kommt, was wir seit Jahren kritisieren", sagt Schmitting: Viele Autofahrer, die von der A 7 kommen, würden an dieser Stelle nicht mit einer Tempo-30-Zone rechnen und zu spät bremsen.

Ansonsten hält sich der Automobilklub mit Kritik zurück: Jeder Autofahrer, der sich über zu hohe Einnahmen aus den Kontrollen ärgere, habe es mit dem eigenen Fahrverhalten schließlich selbst in der Hand, die Einnahmen der Stadt zu beeinflussen. Wichtiger als alle stationären Kontrollen, die seit mehreren Jahren nicht weiter ausgebaut wurden, seien mobile Messungen, sagt Schmitting. Und da hat die Polizei ein breites Repertoire.

Neben den 14 oft in Kleinbus-Kofferräumen eingebauten Vitronic-Lasern, sind täglich 30 Laserpistolen, acht Videoautos und ein Motorrad im Einsatz. Mobil wird vor allem vor Schulen, Senioreneinrichtungen und Kindergärten kontrolliert, sagt Polizeisprecher Andreas Schöpflin. 80 Prozent der Geschwindigkeitsmessungen fielen auf solche "schützenswerten Einrichtungen." "Damit halten wir den Flächendruck hoch", formuliert Schöpflin.