TU Harburg, HAW und HCU könnten zu einer gemeinsamen Technik-Universität werden. Die Opposition ist empört über den neuen Vorstoß.

Hamburg. Die Debatte um geplante Kürzungen des Wissenschaftsbudgets weitet sich zu einer Diskussion über Fusionen von Hochschulen in Hamburg aus. War bisher eine Zusammenlegung der HafenCit-Universität mit der TU Harburg im Gespräch, rückt nun noch die Hochschule für Angewandte Wissenschaften in den Fokus. "Wir müssen über eine neue Struktur der technischen Hochschulbereiche nachdenken", sagte der hochschulpolitische Sprecher der SPD, Philipp-Sebastian Kühn, dem Abendblatt. Denkbar sei eine "inhaltliche Klammer" um die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), die HafenCity-Universität (HCU) sowie die Technische Universität Harburg (TU).

Ein solcher Verbund käme auf rund 22 000 Studierende und wäre gewissermaßen eine Rückbesinnung: Die auf Stadtplanung und Architektur spezialisierte HCU war aus mehreren Hochschulen hervorgegangen. Neben Einsparungen von Präsidien erwägt die SPD offenbar inhaltliche Neuordnungen: Das Forschungsfeld "Green Energy", nachhaltige Energieformen, werde sowohl an der Uni Hamburg als auch der TU und der HAW bearbeitet, während die Stadtplanungs-Universität HCU hier "dringend Expertise" von außen benötige, sagte Kühn. Hier zeigten sich Notwendigkeiten für Kooperationen. "Ob diese Strukturen angesichts der Haushaltslage angemessen sind, muss überprüft werden."

Die FDP hat den Senat in der Bürgerschaft aufgefordert, einen "umfassenden Bericht" vorzulegen, welche Effekte eine Fusion von HCU und TU Harburg hätten. "Wir lehnen die geplanten Einsparungen bei Hochschulen strikt ab", sagte Wieland Schinnenburg (FDP). Stattdessen solle der Senat prüfen, wie Verwaltungskosten zu sparen seien. "Mit gerade mal sechs Studiengängen ist die HCU ein Verstoß gegen den Gedanken der Universität". Der Antrag wurde - mit den Stimmen der SPD - in den Ausschuss überwiesen. Ein Signal, dass die Regierungsfraktion das Thema zumindest weiter bewegen wird. Der Senat will jährlich 13 Millionen Euro am Wissenschaftsbudget sparen. Die FDP-Fraktion hatte vermutet, dass mit dieser Fusion ein großer Teil davon erbracht werden könne.

Der Präsident der HCU; Walter Pelka, bezeichnete den Vorschlag als "im besten Fall unqualifiziert". 13 Millionen Euro - diese Summe entspreche dem Jahresetat seiner Hochschule. Der Manager, der vor Amtsantritt privatwirtschaftliche Fusionen betreute, sagte süffisant: "Selbst in den günstigsten Fällen konnten mit Abstand nicht Synergieeffekte in Höhe eines Jahresumsatzes einer der beteiligten Partner erreicht werden." Vielmehr sagt Pelka steigende Kosten voraus: Die finanzielle Ausstattung der HCU ist deutlich niedriger als die der TU; mit rund 245 000 Euro sind Professorenstellen dort mit einem Drittel dessen finanziert, was in Harburg bereitsteht. Dabei geht es weniger um Gehälter, als um Mitarbeiter und Forschungsbudgets. Pelkas Rechnung: Um das Niveau der TU zu erlangen, müsste der Jahresetat der HCU um 20 Millionen Euro steigen. Alternative sei eine "Zwei-Klassen-Gesellschaft" unter einem Dach.

"Unsere Schwierigkeiten haben mit der aktuellen Spardebatte nichts zu tun", sagte der Uni-Präsident. Die Zahlen zeigen auch, dass die HCU seit ihrer Gründung unterfinanziert ist. Ihre Eckdaten erinnern eher an eine Fachhochschule - die CDU hatte bei der Gründung aber universitäre Standards verkündet. Vorteil der jetzigen HCU sei etwa ihre moderne Struktur, in der die Bologna-Reform bereits vorbildlich umgesetzt sei. Es sei ein Irrtum, dass große Einheiten besser funktionierten, so Pelka. Kürzlich gewann die HCU zusätzliche Bundesmittel für die Lehre.

FDP-Politiker Schinnenburg konterte: "Dann kann die TU nach einer Fusion doch von den modernen Strukturen der HCU lernen." CDU, GAL und Linke lehnen eine Fusion ab. "Nur wer bewusst die Fakten ignoriert, kann von Fusionen träumen", sagte Eva Gümbel (GAL). "Das Problem ist die Unterfinanzierung der Hochschulen, nicht die Struktur." Bei einer Auflösung der HCU sei Hamburg um einen innovativen Studiengang ärmer. Tilo Kleibauer (CDU) sagte: "Die Politik darf nicht den Fehler machen, erfolgreiche Hochschulen gegeneinander auszuspielen." Dora Heyenn sagte: "Die HCU hat viele Schwierigkeiten bewältigt und braucht nun Planungssicherheit."

Wie die Debatte auch ausgeht, der Neubau für die HCU in der HafenCity dürfte entstehen. 80 Prozent der Aufträge für den 60-Millionen-Bau sind bereits vergeben. Oder die Technische Uni zieht dort ein - sie hieße dann TU Hamburg, nicht mehr Harburg.