Kirsten Fehrs, die künftige Bischöfin der Nordelbischen Kirche, setzt auf die Zusammenarbeit der Konfessionen. Das sind ihre Schwerpunkte.

Hamburg. Die neu gewählte Bischöfin Kirsten Fehrs will in ihrem neuen Amt gegen die soziale Spaltung vorgehen. "Wir müssen uns als evangelische Kirche deutlich positionieren", sagte sie dem Abendblatt. Das gelte vor allem, wenn die Würde von Menschen angetastet werde. Am 15. November tritt die Hamburger Pröpstin und Hauptpastorin an der City-Kirche St. Jacobi die Nachfolge der ersten evangelischen Bischöfin Maria Jepsen an, die im Juli 2010 zurückgetreten war. Nach der spannenden Wahl am Freitagabend beantwortet das Abendblatt fünf Fragen rund den Wechsel an der Spitze der Nordelbischen Kirche.

Welche Schwerpunkte will die neue Bischöfin setzen?

Als "brennendstes Thema" ihrer Amtszeit bezeichnet Kirsten Fehrs die Kluft zwischen Arm und Reich. Es sei Aufgabe der Kirche, die Stimme zu erheben und darüber mit Politik und Wirtschaft zu sprechen. Außerdem will sie den Dialog mit Andersglaubenden und Nichtglaubenden suchen sowie den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Dabei setzt sie auf die Zusammenarbeit der Konfessionen und Religionen. "Wir brauchen eine Ökumene gegen die Gottvergessenheit." Einen weiteren Schwerpunkt sieht sie in der Planung und Umsetzung des Kirchentages, der 2013 in Hamburg stattfindet.

+++Kirsten Fehrs im Porträt+++

Wie sieht Kirsten Fehrs ihre Rolle in der künftigen Nordkirche?

"Gerade wenn die Strukturen immer größer werden, braucht es eine Bischöfin vor Ort", sagt Kirsten Fehrs. Den Zusammenschluss mit der Mecklenburgischen und der Vorpommerschen Landeskirche, der Pfingsten 2012 stehen soll, hat sie von Anfang an begleitet. Es sei ein "visionärer Beschluss" der Synode gewesen, weil er zu tun habe "mit der Bewegung der Menschen in Ost und West zueinander". Allerdings müssten im Zweifelsfall das Tempo der Umsetzung den Bedürfnissen der Menschen angepasst werden. Dass es künftig das neue Amt eines übergeordneten Landesbischofs in Schwerin geben wird, will sie nicht als drohenden Machtverlust sehen. "Es geht nicht um eine Hierarchie des Amts, sondern der Aufgaben", sagt sie.

Wie wird die Wahl bewertet?

Zu den ersten Gratulanten gehörte der katholische Erzbischof Werner Thissen. Fehrs werde mit ihren Impulsen, Glauben, Liturgie und Diakonie im Norden bereichern, sagte er. Die konservative Gruppe "Sammlung um Bibel und Bekenntnis" erwartet von der neuen Bischöfin eine Stärkung der Mission. Es sei zu wenig, wenn die Kirche nur ihren derzeitigen gesellschaftspolitischen Status sichern wolle, sagte ihr Vorsitzender Ulrich Rüß der Deutschen Presse Agentur. Der Präsens der EKD, Nikolaus Schneider, betonte in seinem Glückwunschbrief, die Bedeutung der Nordkirchen-Fusion für die evangelische Kirche. Margot Käßmann, frühere niedersächsische Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende, sagte: "Ich freue mich, dass zwei Frauen kandidiert haben. Wenn wie in Hamburg auf Frau Jepsen wieder eine Frau folgt, zeigt das, dass das ein Stück Normalität wird."

Was sind die Aufgaben im Bischofsamt?

Laut Verfassung der Nordelbischen Kirche obliegt den Bischöfen der "leitende geistliche Dienst", etwa die Ordinierung von Pastoren, Beratung von Gemeinden, aber auch die "Sorge für die Einheit und das Wachstum der Kirche". Als Sprengelbischöfin ist Fehrs für 900 000 Protestanten in der Region Hamburg und Lübeck zuständig. Neben den beiden Hansestädten gehören zu dem Sprengel auch das Hamburger Umland und der Kreis Herzogtum Lauenburg. Es gibt 372 Kirchen, 227 Gemeinden und 541 Pastoren. Für die Bischöfin wird es auch darum gehen, eine Balance zu finden zwischen den städtischen und ländlichen Bereichen.

Das neue Amt - was bedeutet es für die neue Bischöfin privat?

Die neue Aufgabe ist ein 80-Stunden-Job. Außerdem werden Kirsten Fehrs und ihr Mann Karsten, die zurzeit am Jakobikirchhof wohnen, mit dem Amtsantritt im November in eine bischöfliche Dienstwohnung ziehen. Ob es die Dienstwohnung von Maria Jepsen sein wird, ist noch offen. Außerdem bekommt Fehrs einen VW Golf als Dienstwagen. Bezahlt wird sie nach dem Kirchentarif, nach Angaben eines Sprechers etwa 7000 Euro brutto im Monat.