Elf Monate lang war der Bischofsstuhl unbesetzt. Heute wählt das nodelbische Kirchenparlament eine neue Oberhirtin.

Hamburg. Es könnte eine lange Nacht werden im Hamburger Michel. Nach elf Monaten Vakanz auf dem Bischofsstuhl wählt das nordelbische Kirchenparlament heute Abend eine neue Oberhirtin für den Sprengel Hamburg und Lübeck. Als Nachfolgerin der im Juli 2010 zurückgetretenen Bischöfin Maria Jepsen bewerben sich Petra Bahr, 45, Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche Deutschlands, und die Hamburger Pröpstin und Hauptpastorin Kirsten Fehrs, 49. Der Ausgang der Wahl gilt als offen. "Viele Synodalen werden sich vermutlich erst nach der persönlichen Vorstellung der beiden Kandidatinnen direkt vor der Wahl entscheiden", sagte ein Kirchensprecher.

Die Wahlsynode beginnt um 16 Uhr mit einem Gottesdienst. Bahr und Fehrs, "in alphabetischer Reihenfolge", haben dann je 15 Minuten Zeit, ihre Vorstellungen für das Amt darzulegen. In den vergangenen Wochen hatten sich beide mit einem Gottesdienst und einem Vortrag präsentiert.

Dabei hat sich gezeigt, dass sie in ihren theologischen Positionen nah beieinanderliegen. Allerdings tritt Fehrs, die seit 20 Jahren in Nordelbien arbeitet, mit einem Heimvorteil an. Bahr, die aus Berlin bundesweit agiert, bewirbt sich als Außenstehende. Die neue Bischöfin ist für etwa 900 000 Protestanten in 226 Gemeinden zuständig.

Spannend wird es um 20 Uhr, wenn die geheime Wahl beginnt. Notwendig ist die absolute Mehrheit von 71 Stimmen. Sollte das in drei Wahlgängen nicht klappen, tritt im vierten Wahlgang die Kandidatin mit den meisten Stimmen allein an. Um Bischöfin zu werden, braucht sie dann die Stimmen von zwei Dritteln der 140 Kirchenparlamentariern. In dem Fall einer späten Wahl, so Synodenpräsident Hans-Werner Strenge ironisch, gelte das Motto des Hans-Albers -Liedes "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins".