Wenn Kirsten Fehrs über ihren Glauben spricht, erzählt sie eine Episode aus Kindertagen. Damals habe sie vor dem Einschlafen immer ein Lied singen sollen. Vorgesehen war in ihrem christlichen Dithmarscher Elternhaus so etwas wie das brahmssche "Guten Abend, gute Nacht". Das habe sie auch brav gemacht, sagt sie und lächelt verschmitzt. "Ganz schnell in 30 Sekunden, damit ich danach noch ,Im Wald, da sind die Räuber' singen konnte." Gottvertrauen klingt daraus, eine gehörige Portion Durchsetzungsfähigkeit - und Humor.

Das alles wird die 49-Jährige als Bischöfin für den Sprengel Hamburg und Lübeck brauchen, der 2012 in die Nordkirche eingehen soll. Sie selbst geht das neue Amt äußerst selbstbewusst an. "Eine blutleere Theologie ist nun wirklich nicht mein Problem." Dabei versteht sich die zierliche Theologin, die in Hamburg studiert hat und bestens in der Nordelbischen Kirche vernetzt ist, vor allem als Seelsorgerin. Aber auch das Krisenmanagement liegt ihr, wie sie es als Pröpstin und Hauptpastorin von St. Jacobi immer wieder bewiesen hat. "Ich will den Dialog fördern und schrecke vor Konflikten nicht zurück."

Als Langstreckenläuferin kennt sie die Tücken der Etappe. Verlassen kann sie sich auf den Beistand ihres Ehemanns Karsten Fehrs, Pastor im Berufsförderwerk in Farmsen. Seine Antwort auf die Frage, wie er nun genannt werden wolle: "Herr Bischöfin."