Neuer Bebauungsplan an der Alster. Obwohl als Wohngebiet ausgewiesen, wird derzeit versucht, dort Gewerbe zu etablieren.

Hamburg. Obwohl etwa zehn Prozent der Büroimmobilien in Hamburg leer stehen und gleichzeitig etwa 90.000 Wohnungen fehlen, werden immer noch Wohngebiete für gewerbliche Zwecke umgewandelt. Das geht aus einer Kleinen Anfrage von Joachim Bischoff (Linkspartei) hervor. Darin antwortet der Senat, dass in den vergangenen Jahren in zwölf Fällen Wohngebiete in gewerblich genutztes Kerngebiet oder Mischgebiet und in drei Fällen sogar in reines Gewebegebiet umgewandelt wurden. Die neue SPD-Regierung verfolgt das Ziel, jährlich mindestens 6000 neue Wohnungen zu schaffen.

Der jüngste Fall betrifft eine Fläche zwischen Alsterufer, Kennedybrücke, Alsterglacis und Warburgstraße. Obwohl als Wohngebiet ausgewiesen, wird derzeit versucht, dort Gewerbe zu etablieren. Ein Versicherungskonzern will dort neu bauen, außerdem sind weitere Büro-, Dienstleistungs- oder Verwaltungseinheiten geplant. Allerdings sitzt die Versicherung bereits seit Jahren an dem Standort, eine Ausnahmeregelung im Baustufenplan machte es möglich. "Wie diese Ausnahme zustande gekommen ist, bleibt ein Rätsel", kritisiert Bischoff. Die Begründung, die Stadt wolle Firmen durch die Bereitstellung repräsentativer Flächen binden, überzeuge angesichts der Büroleerstände auch in Top-Lagen nicht. "Diese spekulanten- und investorenfreundliche Politik muss endlich beendet und stattdessen der dringend benötigte Wohnraum geschaffen werden."

Der Bebauungsplan-Entwurf Rotherbaum 35 liegt noch bis zum 6. April im Bezirksamt Eimsbüttel aus.