Der Mieterverein “Mieter helfen Mietern“ startet eine Kampagne und ruft die Hamburger auf, nicht genutzte Wohnungen zu melden.

Der Hamburger Mieterverein "Mieter helfen Mietern" sieht einen "gefährlichen Trend" in Hamburg: "Uns informieren zunehmend Mieter über unerklärliche Leerstände von Wohnungen. Besonders auffällig ist, dass es sich häufig um Wohnungen im Schanzenviertel handelt", sagt Marc Meyer vom Verein MhM. "Dabei sprechen viele Politiker, Vermieter und Mieter in Hamburg von akuter Wohnungsnot. Und gerade im Schanzenviertel werden auch für Wohnungen, die schwer vermittelbar erscheinen, bis zu elf Euro netto pro Quadratmeter bezahlt."

Der Mieterverein berichtet von elf Wohnungen in vier Häusern im Schanzenviertel, die alle denselben Eigentümer hätten und seit mehreren Jahren leerstünden. Meyer: "Rechtlich gesehen werden diese Wohnungen zweckentfremdet. Und wirtschaftlich ergibt es keinen Sinn, dass der Vermieter die Wohnungen leerstehen lässt." Der Mieterverein startet jetzt eine "Anti-Leerstand-Kampagne" und fordert Anwohner auf, Wohnungen, die längere Zeit leerstehen, zu melden.

Auch Charlotte Schmidt, die ihren richtigen Namen nicht nennen möchte, hat sich an den Mieterverein gewandt. Sie lebt seit 1986 in einer knapp 60 Quadratmeter großen Wohnung in dem Eckhaus Juliusstraße/Schulterblatt. Bis auf den Imbiss im Erdgeschoss, der im Mai 2010 eingezogen ist, ist sie die einzige Mieterin im Gebäude. Der erste und dritte Stock stünden seit vier Jahren leer. "Denn alle anderen Bewohner hat der Vermieter mit rausgeklagt. Bei mir hat er es auch versucht", sagt die alleinerziehende Mutter. Aber mit den zwei Räumungsklagen sei er nicht erfolgreich gewesen. Von außen sehe das Haus seit der 2008 abgeschlossenen Sanierung schön aus. "Die zweite Haushälfte, die im Krieg ausgebrannt war, wurde nach Originalvorlagen wieder aufgebaut. Aber innen gehen die Arbeiten im Schneckentempo voran." Charlotte Schmidt: "Es herrscht seit Jahren ein Kleinkrieg mit dem Vermieter."

Der Hauseigentümer Ernst-August Landschulze äußert sich nicht zu dem Fall. Eine Mitarbeiterin seiner Grundstücksverwaltung sagt: "Die Mieterin könnte eine größere Wohnung im Haus beziehen. Aber das lehnt sie ab." Zudem seien die Sanierungsarbeiten noch nicht abgeschlossen, ebenso wie in fünf Wohnungen in der Susannenstraße. "Es wird aber permanent gearbeitet."

Der Mieterverein bezweifelt das. "Es wird in minimalen Schritten saniert", sagt Marco Meyer, der nun das Bezirksamt Altona über die Leerstände informiert hat. Zwei der Häuser sind der Behörde bereits bekannt. Zu den vier Wohnungen in der Susannenstraße 43, die angeblich seit drei bis fünf Jahren leerstehen, musste sich Vermieter Landschulze gegenüber dem Bezirksamt bereits äußern. In dem Schreiben, das dem Abendblatt vorliegt, gibt er an, dass in den Wohnungen unter anderem eine "umfangreiche Neuverlegung von Frisch- und Abwasserleitungen" erforderlich sei. Und weiter heißt es: "Eine Wiedervermietung der Wohnungen streben wir Ende 2010/Anfang 2011 an."

Rechtlich sei das in Ordnung, sagt Kerstin Godenschwege, Sprecherin des Bezirksamtes. "Auch bei dem Objekt Juliusstraße 40 hat Herr Landschulze angegeben, dass die Sanierungsarbeiten noch nicht abgeschlossen seien." Nur wenn es länger als ein Jahr keine Bautätigkeit gebe, würde er gegen das geltende Baurecht verstoßen.

Marco Meyer sieht das anders: "Mit seinen nicht ernsthaften Arbeiten in den Wohnungen will der Vermieter die Behörden ruhigstellen." Der Mieterverein verfolge die Leerstände weiter. Auch aus Eimsbüttel habe es bereits mehrere Meldungen über Leerstände gegeben.