CDU und GAL haben überraschend angekündigt, vor der geplanten Schließung des Altonaer Museums ein neues Konzept prüfen zu wollen.

Hamburg. Verhaltener Optimismus ist die vorherrschende Stimmung, mit denen wohl die meisten Teilnehmer des heutigen Kulturgipfels das Senatsgästehaus betreten werden. Zum einen überraschte gestern der Vorstoß von CDU und GAL in der Bürgerschaft, vor der angekündigten Schließung des Altonaer Museums ein neues Konzept zu prüfen. Aber auch in den Gipfel mit Bürgermeister Christoph Ahlhaus und Kultursenator Reinhard Stuth (beide CDU) selbst setzen viele der beteiligten Kulturschaffenden ihre Hoffnung.

Kirsten Baumann, Direktorin des Museums der Arbeit und designierter Alleinvorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg, sieht darin vor allem die Möglichkeit, eine Diskussion ohne Tabus zu führen. "Jetzt erwarte ich eine Gesprächssituation, die tatsächlich offen ist", sagt sie.

Ihr Kollege Torkild Hinrichsen, der als Direktor des Altonaer Museums zu den Hauptbetroffenen der Sparbeschlüsse gehört, findet es richtig, dass die heutige Veranstaltung nicht mehr als runder Tisch, sondern als Kulturgipfel bezeichnet wird. "Ein runder Tisch setzt die Gleichberechtigung der Teilnehmer voraus, aber die ist natürlich nicht gegeben."

Glaubt er, dass sich etwas bewegen wird? Hinrichsen erinnert daran, dass schon mehr als 55.000 Menschen die Protesterklärung gegen die Schließung des Altonaer Museums unterschrieben haben. "Das sind keine Kinder, sondern erwachsene Menschen, die auch Wähler sind", sagt der Museumsdirektor, der seine Worte mit Bedacht wählt. "Zu Herrn Stuth sage ich nur noch positive Dinge", meint Hinrichsen, der bestätigt, dass er aufgrund einer Interview-Äußerung über den Kultursenator inzwischen abgemahnt worden ist.

Auch gestern gab es wieder solche Proteste gegen die geplanten Kulturkürzungen, die nun auf dem Gipfel noch einmal debattiert werden sollen. Die Künstlerin und Gängeviertel-Sprecherin Christine Ebeling schraubte ihr Schild "Kulturschutzgebiet" unter dem Beifall von zwei Dutzend Ensemble-Mitgliedern ans Schauspielhaus, das ebenfalls deutlich sparen soll. "Die Aktion richtet sich nicht gegen den Kultursenator, sondern soll den Kulturbegriff ins Bewusstsein rücken", sagt Christine Ebeling.

Darauf setzt auch Bücherhallen-Chefin Hella Schwemer-Martienßen: "Ich hoffe, dass der Bürgermeister das Gespräch nicht nur dafür nutzt, die Position des Senats noch einmal zu begründen, und gehe davon aus, dass man uns auch zuhört." Laut Senatsbeschluss sollen die Bücherhallen 1,5 Millionen Euro einsparen. Das ließe sich ohne Schließung von intensiv genutzten Bibliotheksstandorten nicht realisieren, sagt Schwemer-Martienßen, die einen Sparbeitrag von maximal 500 000 Euro für möglich hält.

Amelie Deuflhard, Intendantin des Internationalen Kulturzentrums Kampnagel, meint vor dem Kulturgipfel: "Ehrlich gesagt, ich bin selbst neugierig. Ich hoffe, dass sich konstruktive Gespräche ergeben und sich Kontakte zwischen den Kulturschaffenden und den Politikern herstellen. So ist das Treffen zumindest angelegt. Es passiert ja auch nicht so oft, dass der Erste Bürgermeister in diese Gespräche involviert ist und sich mit allen Leitern der Institutionen an einen Tisch setzt."

Im Vorfeld des Kulturgipfels hat gestern auch die Hamburger Landesgruppe des Verbandes der Restauratoren gegen die Kürzung der Hamburger Restauratorenstellen um ein Drittel protestiert. In einer Stellungnahme, die dem Abendblatt vorliegt, heißt es: "Restauratoren bilden bei den verschiedensten Aufgabengebieten eine wichtige Schnittstelle zwischen Wissenschaftlern und Handwerkern, sie sind daher also unentbehrlich in den Museen und im Denkmalschutzamt. Wer soll, falls tatsächlich etwa ein Drittel der Hamburger Restauratorenstellen abgebaut wird, in Zukunft diese Aufgaben übernehmen?" Unterdessen rückten wie schon die schwarz-grüne Koalition im Bezirk Altona auch die Bürgerschaftsfraktionen von GAL und CDU von einer unbedingten Schließung des Altonaer Museums ab. Mit einem Antrag für die heutige Bürgerschaftssitzung fordern die Fraktionen vom Senat vor einer "endgültigen Schließung" zunächst ein Konzept für den Standort, das kurzfristig vorgelegt werden müsse.

Das würde bedeuten, die Schließung wäre erstmals vom Tisch. Vorerst jedenfalls.