Bürgermeister Christoph Ahlhaus erklärt der CDU-Basis seine Politik: ein bisschen Diskussion, viel Geschlossenheit und Bürgernähe.

Altona. Die Parteiseele leidet. Sie versteht ihre Führung nicht mehr. Zwischen der CDU-Basis und dem Lageeinsatzzentrum im Rathaus herrscht Entfremdung, vor allem wegen der Sache mit der Primarschule.

Deswegen (und um sich selbst und seine Pläne vorzustellen) ist der neue Erste Bürgermeister Christoph Ahlhaus in den Großen Gemeindesaal von St. Petri in Altona gekommen. Der Kreisparteitag der CDU Altona/Elbvororte ist der richtige Ort, um die Stimmung zu testen und zu sehen, wo der Schuh drückt. Hier im Westen der Stadt war der zumeist stumme und unterdrückte Protest gegen die ungeliebte Schulreform am stärksten.

Ahlhaus ist nicht mit leeren Händen gekommen, er hat eine Botschaft mitgebracht - und er wiederholt sie noch häufig an diesem Abend, damit sie in den Köpfen hängen bleibt. "In der CDU wird diskutiert, aber nicht öffentlich gestritten", sagt der Bürgermeister. Dass mit massivem Druck von oben beinahe jedes kritisches Wort von unten gegen die Primarschule im Keim erstickt wurde, ist aber gerade einer der zentralen Vorwürfe gegen die Spitzen von Partei, Fraktion und Senat.

"Bringen wir alles auf den Tisch, aber zerfleischen wir uns nicht", sagt Ahlhaus später. Das klingt schon fast flehentlich. Natürlich denkt der CDU-Politiker an die nächste Bürgerschaftswahl - schon in 18 Monaten.

Viel Zeit hat der neue Mann nicht, um sich zu profilieren und die Union aus dem Umfragetief zu holen. Und zwischen heute und dem Urnengang liegt auch noch das massivste Sparpaket, das Hamburg je erlebt hat. "Sparen tut weh", weiß Ahlhaus. Wenn ihm da noch der eigene Laden als Folge ausdauernder Debatten um die Ohren fliegt, kann er seine Hoffnungen auf eine Wiederwahl gleich begraben.

"Wir brauchen eine konstruktive Geschlossenheit. Das ist meine Bitte für die kommenden Monate", sagt Ahlhaus. Das ist zwar ehrlich, klingt aber nicht so, als ob die Partei wirklich Zeit hätte, sich gründlich mit dem künftigen Kurs auseinanderzusetzen und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

Wie die Politik der letzten Monate an der Basis angekommen ist, zeigt sich an diesem Abend deutlich. Eine "Wagenburg-Mentalität" wirft ein Altonaer Delegierter der Rathaus-Truppe der CDU vor. Die Bürger hätten sich gegen die Schulreform gewandt, aber die CDU habe auf der falschen Seite gestanden. Bei vielen bürgerlichen Wählern sei ein Gefühl der Politikverdrossenheit entstanden. "Und dann fällt der CDU nichts Besseres ein, als mit unseren ärgsten politischen Feinden eine Kooperation einzugehen", redet sich der Mann in Rage. Er meint die Linke, die den Primarschul-Kompromiss mit unterzeichnet hat. Heftiger Applaus zeigt an, dass der Mann die Stimmung an der Basis getroffen hat.

"Wir haben bei vielen Menschen in den vergangenen Monaten ein Fragezeichen hinterlassen", antwortet Ahlhaus eher matt. "Aber ich stehe zu dem, was wir damals gemacht haben." Manche hätten gesagt, der Senat sei abgehoben wie ein Raumschiff. "Darin war ein wahrer Kern", gibt Ahlhaus nun zu. "Wenn das so war, ist das Raumschiff jetzt gelandet", sagt Ahlhaus. "Wir sind da, wo die Menschen der Schuh drückt."

Das ist seine zweite Botschaft an diesem Abend: Er will zuhören, Aufmerksamkeit schenken, sich kümmern. "Ich komme gern in die Ortsverbände, auf die Märkte", preist sich Ahlhaus an. Das kommt an. "Ole von Beust haben wir in fast neun Jahren bei einer offiziellen Veranstaltung der CDU in Altona nicht gesehen", sagt einer. Wieder gibt es kräftigen Beifall. So schnell geht es: Der König ist tot, es lebe der König.