Kazmierczak und Kaluzny sind zwei von sieben Jungen und Mädchen aus der Azubi-Aktion, die zum 1. August eine Lehrstelle antreten.

Hamburg. Erst am Nachmittag schwindet die Aufregung von Jessica Kazmierczak. Die Anspannung weicht, nachdem sie sich den neuen Kollegen bei der Telekommunikationsfirma willy.tel und Thiele vorgestellt und alle Abteilungen besichtigt hat. Jetzt steht die junge Frau bereits im Service-Center und schaut den Kollegen über die Schulter. "Hier soll ich eingearbeitet werden. Das ist meine erste Station", sagt Kazmierczak. Sie freut sich auf die kommenden drei Jahre bei dem Unternehmen. "Das ist eine große Chance."

Auch Kai Michael Kaluzny ist seit dem vergangenen Sonntag offiziell Auszubildender. "Mein Vertrag hat zwar am 1. August begonnen, die richtige Arbeit an den Schiffen fängt allerdings erst am 16. dieses Monats an", sagt der junge Mann. In der Yachtwerft in Kiel, bei der er seine Ausbildung zum Bootsbauer absolvieren wird, herrsche momentan noch Urlaubszeit. "Also kümmere ich mich jetzt um eine Wohnung in Kiel", sagt Kaluzny. Vorerst wird er in einer Ferienwohnung unterkommen. "Aber so bald wie möglich möchte ich hier ein richtiges Zuhause haben." Denn der junge Mann will sich voll und ganz auf die Ausbildung konzentrieren können, für die er so lange gekämpft hat. Dreieinhalb Jahre dauert die Lehre, Kaluzny freut sich riesig auf die Zeit.

Kazmierczak und Kaluzny sind zwei von sieben Jungen und Mädchen aus der Azubi-Aktion des Hamburger Abendblatts , die zum 1. August eine Lehrstelle gefunden haben. Das Abendblatt hatte Anfang Juni auf einer Seite Jugendliche aus der Hansestadt vorgestellt, die noch keinen Ausbildungsplatz hatten. Für die anderen Teilnehmer der Aktion geht die Suche vorerst weiter.

Insgesamt haben viele Jugendliche in der Hansestadt noch keinen Ausbildungsplatz für das laufende Jahr. Das Interessante: In der Kartei der Arbeitsagentur sind derzeit noch 1655 junge Menschen gelistet, die eine Lehrstelle für 2010 suchen. Dem stehen 2340 Ausbildungsplätze gegenüber, die von den Unternehmen gemeldet wurden. "Wir merken täglich, dass es nicht leicht ist, sie mit den passenden jungen Menschen zu besetzen," sagt Rolf Steil, Direktor der Hamburger Arbeitsagentur.

Dennoch machen er und seine Kollegen allen Jugendlichen Mut, sich weiter um einen Platz zu bemühen. "Da ist noch immer viel Bewegung drin", sagt Arbeitsagentur-Sprecher Knut Böhrnsen. "Bis in den Herbst hinein wird es immer wieder freie Plätze geben. Es gibt also immer noch eine reelle Chance." Er rät denen, die noch keinen Platz haben: "Kopf hoch, weiterkämpfen und die freien Stellen beobachten." Und dann eine Bewerbungsoffensive starten. Dazu biete derzeit die Arbeitsagentur im Berufsinformationszentrum (BIZ) während der Ferien täglich von zehn bis zwölf Uhr einen Bewerbungscheck an, bei dem Experten die Bewerbungsunterlagen genau unter die Lupe nehmen.

Bei Handelskammer und Handwerkskammer ist man mit der Zahl der Ausbildungsverträge durchaus zufrieden. "Mit bislang 7633 neuen Ausbildungsverträgen liegen wir 9,2 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahres und 70 Verträge über dem Rekordjahr 2008", sagt Handelskammer-Präses Frank Horch, der für die Bereiche Industrie, Handel und Dienstleistung eine Zwischenbilanz zieht. Die Zahlen seien auch eine Folge des doppelten Abiturientenjahrgangs. In der Online-Lehrstellenbörse der Handelskammer sind allerdings noch rund 700 offene Ausbildungsplätze in fast allen Berufen und Branchen für 2010 gelistet.

Die Handwerkskammer verzeichnet im Vergleich zum vergangenen Jahr mit 1508 neu abgeschlossenen Verträgen ein Plus von 3,9 Prozent. Im Vergleich zum Rekordjahr 2008 liegt das Plus immerhin noch bei einem Prozent. "Das stimmt uns durchaus zufrieden", sagt Thomas Bettels, Leiter Fachbereich Erstausbildung. Dennoch hoffe er auf weitere abgeschlossene Ausbildungsverträge bis zum Ende des Jahres.