Nach dem Trinkgelage der Polizisten aus Sachsen-Anhalt will die Hansestadt nicht für den Einsatz aufkommen. Immer mehr skandalöse Details.

Hamburg. "Es ist höchst peinlich, wie sich die Polizisten aufgeführt haben", sagt eine elegant gekleidete Mittfünfzigerin. "Und das in diesem exquisiten Hotel." Sie ist Mitglied des Golfklubs, der zum Hamburger Vier-Sterne-Hotel Steigenberger/Treudelberg gehört. Auf der Terrasse, auf der die Gäste der Nobelherberge unter den Kronen alter Eichen verweilen können, war das Trinkgelage der Beamten aus Sachsen-Anhalt gestern das Gesprächsthema Nummer eins. "Polizisten müssen doch ein Vorbild sein", sagt ein empörter älterer Herr im Poloshirt. "Unmöglich, wie die sich hier bei uns benommen haben. Und das auch noch auf Staatskosten."

Jetzt wird bekannt, dass der Vorfall mit der Polizeihundertschaft aus Sachsen-Anhalt in dem Luxushotel noch schlimmer war als gedacht. Immer mehr skandalöse Details kommen ans Tageslicht: Nach Abendblatt-Informationen torkelte ein unformierter Beamte betrunken über einen Hotelflur und erbrach sich dort. Wie berichtet, liefen andere seiner Kollegen grölend und Bier trinkend durch die Flure, störten eine Hochzeitsgesellschaft und bepöbelten Hotelangestellte.

Die Verärgerung in der Polizeiführung über den Vorfall ist derart groß, dass nun geprüft wird, ob es rechtlich möglich ist, die Kosten des Aufenthalts dem Land Sachsen-Anhalt zu übertragen. Zwar sind Beamte, die eine Uniform tragen, nicht automatisch im Dienst und dürften deshalb auch maßvoll Alkohol trinken. Dennoch haben die Polizisten mit ihrem Gelage am Sonnabend gegen die sogenannte "Wohlverhaltenspflicht von Beamten" verstoßen. Auch wenn die Beamten nicht mehr im Dienst waren, hätten sie bereit sein müssen, im Notfall erneut in einen Einsatz zu gehen. "Es handelte sich nicht um einen Betriebsausflug, sondern um eine Dienstfahrt", sagte ein Polizist dem Abendblatt.

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

Nach dem Trinkgelage hinterfragt auch Andreas Dressel, innenpolitischer Sprecher der Hamburger SPD, die Übernahme der Kosten. "Es stellt sich die Frage, ob Hamburg diesen Einsatz aus dem ohnehin klammen Innenhaushalt in vollem Umfang erstatten muss." Zudem sei es im Sinne der Polizei, Transparenz herzustellen, sagt Dressel, der jetzt eine Anfrage an den Senat stellt. Er will erfahren, wie häufig Hamburg polizeiliche Unterstützung aus anderen Bundesländern anfordern muss und welche Kosten dabei schon entstanden sind. "Kosten für Unterbringung und Verpflegung sollten aufgeschlüsselt werden."