Sozialsenator kann sich vorstellen, Nachfolger von Ole von Beust zu werden. Parteichef Schira ist nicht amüsiert: “Die Frage stellt sich gar nicht“.

Hamburg. In der CDU wird es mit Befremden aufgenommen, dass sich Sozialsenator Dietrich Wersich als möglichen Nachfolger von Bürgermeister Ole von Beust ins Gespräch gebracht hat. "Das ist abwegig", sagte ein Mitglied der Bürgerschaftsfraktion dem Abendblatt. Der Sozialsenator zeige wenig Interesse, mit der Fraktion zusammenzuarbeiten, und hätte im Falle einer Kandidatur dort kaum ausreichend Rückhalt. Unter anderem wird Wersich vorgeworfen, bei der umstrittenen Erhöhung der Kita-Gebühren unabgesprochen vorgeprescht zu sein. Diese Debatte hätte man gern erst nach dem Volksentscheid über die Schulreform geführt.

Wersich hatte der Zeitung "Die Welt" auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, Bürgermeister zu werden, geantwortet: "Ich kann mir das grundsätzlich vorstellen." Aus seinem Umfeld hieß es, das sei nicht als Bewerbung gemeint gewesen, im Übrigen habe der Senator auch den Wunsch geäußert, Ole von Beust möge noch lange regieren.

In der CDU werden seine Äußerungen etwas anders interpretiert, zumal Wersich auch sagte, er strebe das Amt des Bürgermeisters nicht an, habe "aber auch andere Ämter nicht angestrebt". Mit anderen Worten: Wenn er gefragt würde, stünde er zur Verfügung.

"Die Frage stellt sich gar nicht", sagte der CDU-Landesvorsitzende Frank Schira dem Abendblatt. "Wir haben einen guten Bürgermeister und hoffen, dass er es noch lange bleibt." Schiras Appell an die Partei: "Ein jeder sollte abwägen, ob und wie er sich dazu äußert."

Während die Hamburger am Sonntag über das Schulsystem abstimmen, wird spekuliert, wie lange der Bürgermeister noch im Amt bleibt. Als möglich gilt, dass sich Ole von Beust am Sonntag - dann tagt der CDU-Landesvorstand - oder in den kommenden Tagen dazu äußern könnte. Auch in dem Punkt macht Wersich jetzt Druck. "Die Menschen wollen Klarheit, und der Bürgermeister hat gesagt, er schafft in diesem Jahr auch Klarheit", sagte er der "Welt". Tatsächlich hatte Beust stets betont, sich etwa ein Jahr vor der nächsten Bürgerschaftswahl, die im Februar/März 2012 stattfindet, äußern zu wollen. Der "Süddeutschen Zeitung" hatte er zuletzt gesagt, er wolle sich nicht auf einen Termin für eine Entscheidung festlegen lassen.

Über die Zukunft des Bürgermeisters wird seit dem Rücktritt von CDU-Chef und Finanzsenator Michael Freytag Anfang März spekuliert. Nachdem Fraktionschef Schira zum CDU-Vorsitzenden gewählt wurde, galt als ausgemacht, dass Innensenator Christoph Ahlhaus Beust nachfolgen würde - wobei offen blieb, wann das sein wird. Diese interne Absprache relativiert Wersich, indem er sagt: "Die CDU hat mehrere geeignete Kandidaten."