Experten rechnen mit noch mehr Fällen. Auch in anderen Bundesländern haben unwillige Steuerzahler dem Druck nicht standgehalten.

Hamburg. Seit Bundesregierung und Bundesländer den Kauf einer CD mit gestohlenen Kundendaten Schweizer Banken prüfen, dürfte mancher Steuerhinterzieher eher unruhig schlafen. Allein in Hamburg haben sich nur wegen der Diskussion um diese CD nach Einschätzung der Finanzbehörde bereits zehn Steuersünder selbst angezeigt. So können sie einer Bestrafung entgehen. Vier von ihnen seien bereits näher überprüft worden: Rund drei Millionen Euro unversteuerter Kapitalerträge seien dabei entdeckt worden. Dafür müssen jetzt Steuern plus Zinsen nachgezahlt werden. Allerdings: "Nur wer sich selbst anzeigt, bevor es zu einem eingeleiteten Verfahren kommt, geht straffrei aus", sagt Behördensprecher Daniel Stricker. Das Problem für mögliche Steuersünder: Sie wissen nicht, ob ihre Daten auf der Liste stehen und ob ein Strafverfahren gegen sie eingeleitet wird.

Auch in anderen Bundesländern haben unwillige Steuerzahler diesem Druck nicht standgehalten und sich lieber selbst angezeigt: Bei den Berliner Finanzämtern waren es laut "Berliner Morgenpost" schon 36 Fälle. In Niedersachsen meldeten sich bisher 54 reuige Steuersünder. Und in Schleswig Holstein waren es bisher 15. Zudem ist jetzt einem Finanzamt in Elmshorn (Schleswig-Holstein) anonym eine CD mit 363 Datensätzen von Steuersündern zugespielt worden.

Steuerexperten rechnen daher mit noch mehr Selbstanzeigen. Ähnlich wie schon vor zwei Jahren, als die Bundesrepublik eine solche CD aus Liechtenstein gekauft hatte. Damals flog Ex-Postchef Klaus Zumwinkel als Steuerhinterzieher auf.

Die spektakuläre Aktion beflügelte damals auch die Reumütigkeit in Hamburg: 82 Selbstanzeigen registrierte die Finanzbehörde schon im Jahr 2008. Allein 52 führte sie auf die Liechtenstein-CD zurück. Vor knapp zwei Wochen war bekannt geworden, dass den Behörden in Nordrhein-Westfahlen eine CD mit den Daten von 1500 deutschen Kunden Schweizer Banken zum Kauf angeboten wurde. Kurz darauf beschlossen das Land und auch der Bund den Ankauf. 2,5 Millionen Euro sollen dafür gezahlt werden. Die Kosten wollen sich Bund und Länder teilen und dann die Daten austauschen. Behördensprecher Daniel Stricker: "Auch Hamburg wird sich an den Kosten beteiligen."