Das Verbot soll noch im August in Kraft treten. Verkehrssenator Horch fordert vor der endgültigen Entscheidung eine Testphase.

Hamburg. Das Alkoholverbot innerhalb des Hamburger Verkehrsverbundes rückt näher. Nach Abendblatt-Informationen soll es noch im August in Kraft treten. Zuvor will der HVV eine Informationskampagne starten. Doch jetzt scheint Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch eine Dauerregelung infrage zu stellen. Er fordert auf Anfrage des Abendblatts zunächst eine Testphase. Deutliche Kritik aus der Politik gibt es an den geplanten Ausnahmeregelungen für die Regionalbahn und die 23 Hadag-Fähren.

Folgende Ausnahmen stehen schon jetzt fest: Das Alkoholverbot wird nicht in den Regionalbahnen von Hamburg nach Schleswig-Holstein und auf den 23 Hadag-Fähren gelten. Das bestätigte HVV-Chef Lutz Aigner dem Abendblatt. 7,5 Millionen Fahrgäste nutzen im Jahr die Fähren, auf denen die Hadag, Mitglied im Verkehrsverbund, selbst Bier verkauft.

Aus der Politik kommt Kritik an diesem Vorgehen: "Ausnahmen vom Alkoholverbot darf es auf Dauer nicht geben. Das Ziel ist eine einheitliche Regelung", sagte SPD-Politiker Ole Thorben Buschhüter, Vorsitzender des Verkehrsausschusses der Bürgerschaft.

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Klaus-Peter Hesse, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion: "Das es Ausnahmen vom Alkoholverbot geben soll, zeigt, wie schwierig dessen Umsetzung ist. Das ist zudem wenig konsequent." Hesse ist viel wichtiger: "Die Verkehrsunternehmen sollten durch zusätzliches Personal für mehr Sicherheit der Fahrgäste sorgen. Dazu wird ein Alkoholverbot aber nicht zwingend beitragen." Auch die GAL scheint von der neuen Regelung nicht überzeugt zu sein: "Das Alkoholverbot ist blanker Aktionismus. Das zeigen die Probleme, die es bereits im Vorfeld der Regelung gibt", sagte der grüne Verkehrsexperte Till Steffen.

Dass es weitere Verhandlungen geben wird, zeigt auch die Reaktion von Verkehrssenator Frank Horch: "Im Zusammenhang mit dem Alkoholverbot gibt es noch Abstimmungsbedarf. Dabei muss über Ausnahmen diskutiert werden, aber vor allem auch über eine Testphase." Denn diese Regelung sei Neuland für den HVV, und deshalb müssten vor einer endgültigen Entscheidung die Erfahrungen ausgewertet werden, sagte Horch dem Abendblatt.

Die Forderung des Senators nach einer Testphase scheint den HVV zu überraschen. Die ist bislang nicht vorgesehen, sagte Sprecherin Gisela Becker. An den Ausnahmeregelungen hält HVV-Chef Aigner zudem fest und begründet diese so: "Innerhalb des HVV legen die Regionalbahnen nur kurze Strecken zurück. Der größte Teil der Strecken verläuft auf schleswig-holsteinischen Gebiet. Das Land Schleswig-Holstein lehnt ein entsprechendes Alkoholverbot ab." Die Hadag-Fähren, an deren Bord-Kiosken Bier verkauft wird, seien von touristischer Bedeutung. Deshalb sei auch dort das Alkoholverbot nicht gewünscht, so Aigner weiter. Ein weiteres Problem: Aigner kann noch nicht sagen, wie das Alkoholverbot durchgesetzt werden soll und ob mehr Personal für mehr Kontrollen nötig sein wird. Die Lenkungsgruppe aus Vertretern von Verkehrsunternehmen und des HVV werde dazu noch im Mai ein konkretes Konzept vorlegen.

Und dann kommt da noch der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Nikolaus Haufler mit einem völlig neuen Vorschlag: "Ein generelles Alkoholverbot ist nur schwer umsetzbar. Deshalb sollten einzelne Wagen in U- und S-Bahnen mit Alkoholverbots-Piktogrammen gekennzeichnet werden." Diese Regelung würde jedem Kunden gerecht und wäre zeitnah und vor allem kostengünstig umsetzbar, so Haufler weiter. Allerdings ist dem 26-Jährigen bewusst: "Es wird schwierig werden, dafür in den eigenen Reihen oder bei der SPD eine Mehrheit zu finden."