Birger Wolter, 44, ist der Hamburger Vorsitzende des Verbraucherverbandes Pro Bahn.

1. Hamburger Abendblatt:

Warum sollte es ein striktes Alkoholverbot im öffentlichen Nahverkehr geben?

Birger Wolter:

Die negativen Begleiterscheinungen von Alkoholkonsum sind immens. Fahrgäste werden belästigt und teilweise angegriffen. Betrunkene sorgen für Zerstörungen in Bussen und Zügen. Die Einführung des Verbotes etwa im Metronom hat sehr gute Ergebnisse gezeigt. Die Zahl von Übergriffen und Sachbeschädigungen ist deutlich zurückgegangen.

2. Bei einem absoluten Verbot dürfte jemand, der Alkohol getrunken hat, nicht mit der U-Bahn oder mit dem Bus nach Hause fahren. Sollte der sich etwa hinter das Steuer seines Wagens setzen?

Wolter:

Das Verbot richtet sich in erster Linie an diejenigen, die im betrunkenen Zustand Fahrgäste angreifen. Jemand, der so vernünftig ist, seinen Wagen stehen zu lassen, wenn er zwei Gläser Bier getrunken hat, der würde auch nicht in der S-Bahn randalieren.

3. Die Innenminister werden auf ihrer Herbstkonferenz kommende Woche in Hamburg lediglich einen Appell für ein Alkoholverbot an die Verkehrsbetriebe richten. Reicht Ihnen das aus?

Wolter:

Es gibt mehrere private Verkehrsbetriebe, die dem Alkoholverbot sehr aufgeschlossen gegenüberstehen und durchaus bereit sind, es einzuführen. Ich erhoffe mir, dass die städtischen Betriebe irgendwann nachziehen. Wenn das allerdings nicht klappt, müsste man aber auch über eine gesetzliche Regelung nachdenken.

4. Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn etwa ein Bauarbeiter sein wohl verdientes Feierabendbier schon in der S-Bahn trinkt?

Wolter:

Wenn wir über ein Verbot nachdenken, dann muss gleiches Recht für alle gelten. Da kann es keine Ausnahmen für einen friedlichen Biertrinker geben. Ich finde aber auch, dass man schon mal eine Viertelstunde auf sein Bier verzichten können muss.

5. Laut Deutscher Bahn gibt es zu wenig Personal, um das Verbot zu überwachen. Zusätzliche Mitarbeiter würden den Fahrpreis erhöhen. Das können Sie ja nicht wollen.

Wolter:

Am Anfang würden sich die Kosten erhöhen. Aber die Schäden durch Vandalismus würden zurückgehen und dadurch wieder zu Einsparungen führen. Am Ende würde sich ein Alkoholverbot sogar auch finanziell für den Verkehrsverbund lohnen.