“Wir müssen uns zu strikter Ausgabenkontrolle zwingen“, sagt Andreas Dressel, SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bürgerschaft.

Neugraben/Moorburg. Es regnet in Strömen, trotz knapper 16 Grad Celsius Außentemperatur wagen sich zwei Frauen ins Becken des Neuwiedenthaler Schwimmbades. "Das ist aber mutig", sagt Andreas Dressel. Der SPD-Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft schaut auf seiner Sommertour im Hamburger Süden vorbei. Und nicht nur das Wetter sorgt für ein angespanntes Klima. Die SPD-Ortspolitik zeigt Präsenz bei den Stippvisiten von Dressel. So sind die Bezirksversammlungsabgeordneten Heinz Beeken, Arend Wiese und Manfred Schulz sowie der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Wahlkreisabgeordnete Thomas Völsch mit von der Partie. "Wir wollen zeigen, dass uns speziell Harburger Anliegen sehr wichtig sind", sagt Heinz Beeken. Da steht das Neuwiedenthaler Freibad auf einem der vordersten Plätze.

Schnell wird klar, dass Dressel kein Füllhorn zum Ausschütten mitgebracht hat. "Wir müssen uns zu strikter Ausgabenkontrolle zwingen", sagt Dressel.

Gudrun Stefaniak. Chefin des Beschäftigungsträgers Passage, der das Freibad samt Belegschaft betreut, berichtet dem Fraktionsvorsitzenden von den Nöten des Bades, das gerade in den Sommerferien für Menschen mit geringem Einkommen wichtiger Anziehungspunkt ist. "Gerade Kinder, deren Eltern sich Urlaubsreisen nicht leisten können, verbringen hier ihre Nachmittage", sagt Stefaniak. Langzeitarbeitslose erhalten hier mit Qualifizierungen eine Zukunftsperspektive. "Einige schaffen ihre Rettungsschwimmerausbildung und sind dann in Betrieben wie Bäder land gefragt", so Stefaniak. Sozialdezernent Holger Stuhlmann betont außerdem, wie zentral die Einrichtung für die gesellschaftlichen Strukturen des Stadtteils ist.

Schon jahrelang hangelt sich die Einrichtung von Haushaltsjahr zu Haushaltsjahr. "Im Moment stehen wir dank zusätzlicher Finanzen von RISE, der Bezirksversammlung, des Fördervereins halbwegs gut da, sodass wir auch 2012 wieder öffnen können", so Stefaniak. 150 000 Euro erhält Passage für den Badbetrieb von der Stadt. "Da ist dann aber nur das Notwendigste möglich. Das heißt, dass sich dann vier Festangestellte darum kümmern können, dass die Kasse besetzt ist und dass im Wasser niemand zu schaden kommt. Personal für den Imbiss und zur Aufsicht für die Liegewiese können wir dann nicht mehr rekrutieren", sagt die Passage-Chefin.

Sie zeigt Dressel die große Grünfläche, berichtet über Pläne, eventuell einen kleinen Kletterpark einzurichten und die angrenzende Scheune zu einer großen Spielscheune umzubauen. "Es wäre toll, wenn wir einen Ganzjahresbetrieb anbieten können. Dann können wir noch mehr Freizeitmöglichkeiten für die Kinder bereithalten.", sagt sie. Dressel wirkt angestrengt: "Ich bin beeindruckt von der guten sozialen Infrastruktur, die hier geschaffen wurde." Der Status Quo sollte unbedingt gehalten werden. "Wir können nur ausgeben, was wir eingenommen haben. Da müssen sich die Träger eventuell nach Kooperationspartnern umsehen", sagt er. Stadtteilzentren, wie das "Feuervogel" im Phoenix-Viertel, wo Schule und Freizeitangebote unter einem Dach vereinigt sind, "dafür sehe ich eine Zukunft", sagt er.

Hartmut Ebert, Betriebsleiter des Freibads Neuwiedenthal, ahnt schon, dass es für "seine" Schwimmstätte künftig schwierig wird. Er hat für den Besuch eine Mappe zusammengestellt mit Zahlen und Daten über das Bad. "Mehr als 10 000 Neugrabener waren in der vergangenen Saison hier, bislang sind es trotz miesen Wetters immerhin schon fast 6000 Besucher, davon 4000 Kinder. Das ist doch was", sagt er zu Dressel.

Dann geht Dressels Tour weiter nach Moorburg. Und wer sich hier Hoffnungen gemacht hat, dass mit der SPD am Ruder Schritte nach vorne gemacht werden und der mit Kohlekraftwerk, Schlickfeldern und maroden Häusern geschlagenen Ortsteil gar aus den Fängen der Hamburg Port Authority (HPA) befreit wird, wird enttäuscht.

"Der Hafen und seine Reserveflächen sind wichtig für die Zukunft der Stadt. Niemand hat die Absicht, den Status zu verändern", sagt Dressel. Daher sei es wichtig, trotzdem für Lebensqualität in Moorburg zu sorgen. Dass die HPA nun eventuell einen Schlickberg am Ort installieren will, "davon habe ich gehört, werde mich bei HPA aber noch mal darüber informieren."