15 Grad und Regenschauer: Die Freibäder in Harburg und dem Landkreis werden nur noch von wenigen Stammgästen besucht.

Hittfeld/Stelle/Neugraben/Hollenstedt. Nur die Hartgesottenen ziehen bei diesen Temperaturen noch ihre Bahnen. Bei 15 Grad Außentemperatur und 20 bis 23 Grad im Schwimmbecken hat der Juli in diesen Tagen einen Vorteil für Saisonkarten-Besitzer: Sie können ungestört schwimmen. "Es ist einfach zu kalt für Kinder. Familien kommen derzeit kaum noch ins Freibad. In diesen Tagen kommen im Durchschnitt fünf bis sechs Schwimmer vor oder nach der Arbeit. Die freuen sich natürlich, dass sie ungestört schwimmen können", sagt Thomas Richter, Schwimmleiter im Hittfelder Freibad. Der regnerische Juli verdirbt den Freibädern im Bezirk und im Landkreis Harburg das Geschäft. Und, glaubt man den Wetterprognosen, wird es regnerisch bleiben.

Die vier Schwimmer, die sich trotz des kühlen Nieselregens am Freitagvormittag ins Freibad Hittfeld gewagt haben, stört das Wetter nicht. "Es ist schön leer, ideal zum Schwimmen. Außerdem ist das Wasser angenehm warm. Nur für das Bad ist es natürlich nicht so gut", sagt Andrea Liebe aus Fischbek. Die 49-Jährige kommt jede Woche mit ihrer Freundin Gabi Schau, 50, in das Freibad. "Normalerweise ist es hier auch schön für Familien", sagt die Harburgerin. "Aber jetzt ist die Rutsche außer Betrieb, das ist natürlich entspannter." Rolf Gilles ist seit zehn Jahren Stammgast, kommt zweimal wöchentlich hierher. Er könne den Damen nur zustimmen, sagt der 73-Jährige. "Heute ist uns keiner im Weg. Ich kann schwimmen, wie ich will." Sagt es und durchschwimmt das Becken einmal im Kreis.

Auch Giuliana Petronio freut sich, dass ihr niemand in die Quere kommt. "So kann ich nach einer Stunde Schwimmen ganz entspannt in den Tag starten." Einige Tage zuvor habe das noch anders ausgesehen, sagt die Studentin, die in den Semesterferien ihre Figur in Form bringen will. "Bei guten Wetter ist es viel voller, das ist nervig." Es gebe jedoch auch viele ältere Stammgäste, die bei schlechtem Wetter nicht draußen schwimmen wollten, sagt Richter.

Bei schönem Wetter besuchen rund 1000 Menschen das Hittfelder Freibad, derzeit sind es gerade mal insgesamt 100 Schwimmer am Tag. Die treuesten Kunden, die den Freibädern in diesen Tagen noch die Stange halten, sind in der Regel die Frühschwimmer und die Senioren. Sie stört weder Kälte noch Regen, denn das Wasser ist geheizt. Es sei schon recht trostlos im Moment im Neugrabener Freibad, sagt Hartmut Ebert, Betriebsleiter des "Spucknapfes", wie die Neugrabener ihr Freibad nennen. Es ist ein reines Familienbad. Für richtige Schwimmer, die ihre Bahnen ziehen wollen und die sich vom Dauerregen nicht abschrecken lassen, ist das Schwimmbecken mit den Maßen 20 mal 10 Meter wirklich keine Herausforderung. Als Dauerkundschaft fallen sie aus. Schon der Juni sei "keineswegs gut gelaufen", so Ebert. Im Juni 2010 lagen die Besucherzahlen bei rund 4000, in diesem Jahr war es etwa die Hälfte. Und der Juli dürfte "spärlich ausfallen, so wie er bislang gelaufen sei.

Und damit spricht Ebert ein großes Dilemma des kleinen Freibades in der Neuwiedenthaler Straße an, das genauso defizitär wie die Bäder im Umland ist. "Wir werden vom Bezirk aus einem Förderprogramm für Stadtentwicklung finanziert und müssen natürlich mit hohen Besucherzahlen unseren Standort und die Existenz des Bades rechtfertigen. Mit den Besucherzahlen und den Rückgängen in den Einnahmen, die wir bislang in dieser Saison vorzuweisen haben, wird das natürlich schwierig. Und was nächstes Jahr ist, wissen wir noch nicht."

Gemeinden wie Stelle halten an ihren Freibädern trotz der Defizite, die in solch verregneten Sommern um ein vielfaches höher als üblich sind, fest. Für die Umlandgemeinden sind Frei- und Hallenbäder wichtige Standortfaktoren.

"Um die Saison noch zu retten, müsste der August jetzt überdurchschnittlich heiß werden", so der Steller Schwimmleiter Olaf Rösike. Er kennt das Geschäft seit 30 Jahren, und an den Super-August glaubt er nicht. Auf seine "Rentner-Gang", die Steller Senioren, die sich das Schwimmen auch vom schlechtesten Wetter nicht vermiesen lassen. Familien sehe er derzeit nicht, so Rösike. Da geht es ihm wie seinem Kollegen im Hollenstedter Freibad, Peter Hannema: "Bei uns stehen morgens um 6.30 Uhr die ersten treuen Badegäste, die die ganze Saison über schwimmen wollen, vor der Tür." Bisher sei auch in Hollenstedt die Saison ein Verlustgeschäft gewesen. Beziffern könne er die Verlust noch nicht, aber auch er glaube nicht daran, dass der Sommer noch mal richtig aufdrehe, so Hannema.

Laut Wetterprognosen soll es am Sonnabend wenigstens etwas trocken bleiben. Die Temperaturen steigen bis auf 21 Grad. Aber schon am Sonntag, bringt ein neues Tief aus Großbritannien wieder kühle Temperaturen und vor allem viel Regen. Anfang der Woche könnte sich dann öfter mal die Sonne zeigen. Die Temperaturen liegen bei 20 bis 23 Grad. Mit Hochsommer hat das wenig zu tun.