Hamburg. Ernährungs-Doc Matthias Riedl gibt Tipps, wie man ohne Diät sein Wohlfühlgewicht erreicht. „Body Positivity“ sieht er kritisch.

Weil strikte 08/15-Diäten nicht empfehlenswert sind, muss der Mensch eine andere Stra­tegie entwickeln“, sagt Dr. Matthias Riedl, denn niemand wolle und könne dauerhaft strikt kalorienreduziert essen. „Eine Diät gibt keinen langfristigen Erfolg, da durch den Jo-Jo-Effekt in kürzester Zeit die Gewichtsabnahme umgekehrt wird. Diäten sind eine Sackgasse“, sagt der Ernährungs-Doc.

An dieser Stelle komme die Ernährungsmedizin ins Spiel, die derzeit besonders erfolgreich sei. „Alle suchen immer nach dem Rezept, was sie essen sollen – die Dr.-XY-Methode. Das war immer ein Kassenfüller. Aber das sollte man ersetzen, denn es gibt diese Methode nicht. Sonst würde ich auch damit auftreten, wenn es sie wirklich gäbe. Das Anwenden der wissenschaftlichen Daten, die wir derzeit haben – und wir wussten noch nie so viel wie jetzt – das ist der Kern des Erfolgs“, sagt Riedl.

Ernährungs-Doc zu Diäten: „Alles erlaubt, nichts verboten“

„Was wir nämlich haben, ist das Change-Management nach dem 20:80-Prinzip. Das fußt auf Studienevidenz und unserer mehr als 20-jährigen Erfahrung. Wir wenden Studien an und können mit Sicherheit sagen, das ist das Erfolgsgeheimnis“, versichert der Experte. Das Prinzip sei, dass kleine individuelle Ziele und Veränderungen langfristig einen deutlich größeren Erfolg hätten. Verändert werden soll laut dem Ernährungsmediziner nur das, was einen großen Hebel hat und was schmeckt.

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Grundprinzip sei der Erhalt der Lebensqualität und Sättigung als Maxime – ganz im Gegensatz zur Kaloriensparerei oder anderen Diäten. „Alles ist erlaubt, nichts ist verboten“, sagt der Ernährungsmediziner. „Nach und nach erfolgt das Einpendeln auf das Wohlfühlgewicht.“ Doch ist Wohlfühlgewicht nicht etwas sehr Individuelles? Wer glaubt, jedes Pfund Übergewicht, mit dem man sich wohlfühlt, dürfe auch auf den Hüften bleiben, irrt sich, sagt Riedl.

Ernährungs-Doc sieht „Body Positivity“ kritisch

„Die Frage ist ja, was ist erreichbar? Es hilft ja nichts, wenn ich mich mit Maximalforderungen kasteie und damit ein Scheitern programmiere nach dem Motto: Wenn ich nicht ganz schnell Millionär werde, dann spare ich überhaupt nicht. Wenn ich nicht Model werde, dann lasse ich es ganz. Wir müssen weg von diesem alles oder nichts. Unsere Aufgabe ist es, den Leuten klarzumachen, was ein realistisches Ziel ist. Was schaffst du?“

Durchaus kritisch sieht der Ernährungsmediziner die Bewegung „Body Positivity“, die sich für die Abschaffung unrealistischer und diskriminierender Schönheitsideale einsetzt. „Das bedient den großen Markt der Diätfrustrierten und bietet die Absolution an, indem man sagt: Leute, ihr dürft so bleiben, wie ihr seid. Das ist eine Spätreaktion auf die Diäten der vergangenen Jahre und Jahrzehnte.

Ernährungs-Doc zum Thema Abnehmen: Gewicht muss gesund sein

„Die Diätfrustrierten sammeln sich da.“ Aber während schiefe Zähne, auffällige Narben oder dünnes Haar auf die Gesundheit keinen Einfluss hätten, sei es bei extra Pfunden oft anders. Und es gehe dabei keineswegs um die sprichwörtliche Bikinifigur, die viele vor dem Sommerurlaub anstrebten. „Natürlich muss man sich und seinen Körper auch annehmen und akzeptieren. Aber ein Wohlfühlgewicht ist dann nicht mehr akzep­tabel, wenn es mit einer Krankheit einhergeht.“