Die vier Haltestellen in der Nähe der geplanten Unterkunft seien täglich das Ziel vieler Frauen und Kinder, die dort aus- und umsteigen.

Hamburg. Zwei Polizeiwagen, zwei Kräder, ein weiterer Einsatzwagen und sieben Beamte - besser beschützt werden sich Moorburgs Frauen kaum mehr fühlen als Freitagabend beim Ortstermin an der großen Kreuzung Moorburger Elbdeich/Waltershofer Straße. Vertreterinnen von elf verschiedenen Moorburger Verbänden und Organisationen hatten eingeladen und 100 Mädchen und Frauen, die jüngste fünf, die älteste 89 Jahre alt, hatten sich eingefunden, um Staatsrat Jan Pörksen (SPD) zu zeigen, wie ungeeignet jener Standort sei, an dem vom 1. Dezember an drei ehemalige Sicherungsverwahrte resozialisiert werden sollen.

"An diesem Knotenpunkt kreuzen nicht nur fünf Buslinien. Die vier Haltestellen rund um den kleinen Park+ride-Parkplatz im offenen Sichtfeld der geplanten Unterkunft sind täglich Ziel vieler Frauen, Kinder und Jugendlicher, die hier aus- und umsteigen", sagt Heike Herder. Überdies gebe es im Umkreis von nicht mal einem Kilometer eine Kita und zwei Reiterhöfe.

Wer die Kreuzung passiere, an der Ampel stehe oder auf den Bus warte, habe zwangsläufig direkten Sichtkontakt zu dem Haus, im schlimmsten Fall zu den Sicherungsverwahrten selbst, so Sabine Braun, Leiterin der ortsansässigen Puppenbühne Sternthaler: "Das wird zwangsläufig zu spannungsgeladenen Situationen führen, das Unbehagen wird immer da sein."

Praktisch auf dem Präsentierteller zu leben sei sicher auch für die drei Sicherungsverwahrten selbst eine Zumutung, sagte eine andere Frau. Für die Kinder und Frauen von Moorburg wäre diese Situation indes absolut inakzeptabel, weil zwei der drei vorbestrafte Sexualstraftäter seien.

Staatsrat Pörksen aus der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, der sich zur Verstärkung Bezirksamtsleiter Thomas Völsch und LKA-Chef Thomas Menzel an die Seite geholt hatte, konnte die aufgeheizte Stimmung nur wenig beruhigen. Der Senat habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Niemand müsse sich Sorgen machen, das Hamburger Konzept sei gut. "An der Entscheidung wird nicht gerüttelt. Wer damit nicht einverstanden ist, kann uns bei der nächsten Wahl ja abstrafen, so funktioniert Demokratie nun mal", verlor Pörksen dann doch die Contenance.