Die Entscheidung, frühere Sicherungsverwahrte dort unterzubringen, sei endgültig. “Warum gerade wir?“ lautet die Frage vieler Moorburger.

Hamburg. Man wolle auch weiterhin mit den Moorburgern im Gespräch bleiben und sachlich informieren. Das erklärten gestern bei einem Hintergrundgespräch die Sprecher von Sozialbehörde, Justizbehörde und Bezirksamt Harburg. An der beschlossenen Unterbringung dreier ehemals Sicherungsverwahrter in dem Dorf wird das allerdings nichts mehr ändern. "Gegen die Senatsentscheidung kann man sich nicht wehren", sagte Justiz-Sprecher Sven Billhardt. Die Würfel seien gefallen.

"Warum gerade wir?" lautet dennoch die Frage, die alle Moorburger umtreibt, seit sie erfahren haben, dass die früheren Schwerverbrecher in ein zweistöckiges Bauernhaus am Moorburger Elbdeich ziehen sollen. Sie waren bislang in einem leer stehenden Altenheim in Jenfeld untergebracht. Da der Mietvertrag ausläuft und zudem in der Nähe eine Kita gebaut werden soll, sucht die Stadt eine neue Bleibe.

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Der Senat habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, hieß es gestern. "Wir haben mehr als ein Dutzend Gebäude nach einem objektiven Fragenkatalog geprüft. Nur das Haus in Moorburg war schließlich geeignet", sagte Nicole Serocka, Sprecherin der Sozialbehörde. "Irgendwo in Hamburg müssen wir die Männer ja unterbringen, wenn sie sich nicht obdachlos in der Stadt aufhalten sollen." Entscheidend für die Auswahl des Gebäudes seien folgende Kriterien gewesen: Das Gebäude musste der Stadt gehören, möglichst frei stehend sein und abgegrenzte Räume für Polizei und Sozialpädagogen bieten, in einem nicht zu eng bebauten Gebiet liegen und über eine gute Verkehrsanbindung verfügen, damit die Ex-Sicherungsverwahrten ihre Therapieeinrichtungen besuchen können. Untersucht wurden Standorte in verschiedenen Stadtteilen, darunter auch Altona, Niendorf und Horn.

Die Verwaltung des Bezirksamtes Harburg war weder an den Überprüfungen noch an der Entscheidungsfindung beteiligt. Bezirksamtsleiter Thomas Völsch sei Ende Juli "streng vertraulich" von der Senatsentscheidung informiert worden, teilte seine Sprecherin Petra Schulz mit. Er sei "nicht begeistert" gewesen, sehe die Sache aber als eine "Herausforderung" an, der er sich stellen müsse.

Dass man die Moorburger nicht in den Entscheidungsprozess eingebunden habe, begründete Justizsprecher Sven Billhardt mit den Worten: "Niemand würde sich freiwillig für den Zuzug ehemaliger Sicherungsverwahrter melden." Man habe bei einem ersten Treffen zunächst mit den Moorburgern allein über das sensible Thema sprechen wollen - ohne die Medien. Daher habe in der Betreffzeile der Einladung auch "Sanierung und Nutzung von Gebäuden" gestanden. "Dafür bitte ich um Verständnis", so Billhardt. "Andernfalls hätte keine Chance bestanden, dass die drei Senatoren die Moorburger zuerst informieren."

Der runde Tisch Hamburg-Moorburg hat den Beschluss indessen scharf kritisiert. "Wir sind geschlossen dagegen, dass die Ex-Sicherungsverwahrten ausgerechnet in Moorburg untergebracht werden sollen", sagte Sprecherin Claudia Kulenkampff gestern. Es müssten Alternativen geprüft werden, zumal in der Nähe des vorgesehenen Bauernhauses viele Kinder unterwegs seien. Morgen wird Moorburg auch Thema der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft sein, angemeldet sowohl von der SPD (unter dem Titel "Schwierige Entscheidung bei Standortwahl für Unterbringung ehemaliger Sicherungsverwahrter") als auch von der CDU ("Heimlich ausgeklüngelt - Moorburger bestürzt über Senatsbeschluss").