“Warum immer wir?“ Anwohner und Politiker sind empört.

Moorburg. Die Unterbringung ehemaliger Sicherungsverwahrter in Moorburg stößt in dem Dorf an der Elbe, aber auch in der Politik parteiübergreifend auf Ablehnung. Kritisiert wird vor allem, dass der Senat die Betroffenen nicht vorab einbezogen, sondern seine Entscheidung nur verkündet hat, sowie die Tatsache, dass Moorburg unter anderem mit dem Kohlekraftwerk, der geplanten A 26, der Abladung von Hafenschlick und der Ausweisung als Hafenerweiterungsgebiet bereits jetzt enorm belastet sei.

"Wir werden systematisch kaputt gemacht. Man könnte glauben, die Politik hätte Moorburg längst aufgegeben", sagte Rainer Böhrnsen, der sich lange am runden Tisch Moorburg engagiert hat. Er prophezeit: "Wir haben hier drei Straßen und 780 Einwohner. Jeder kennt jeden. Das Klima im Dorf wird eisig werden." Kritische Fragen stellt auch der wohl prominenteste Moorburger, Manfred Brandt vom Verein Mehr Demokratie, der unter anderem das neue Hamburger Wahlrecht durchgesetzt hatte. "Gibt es keine Alternative?", fragt der 67-Jährige und kündigt an: "Wir werden uns wehren."

+++ "Warum immer Moorburg?" +++

+++ Sicherungsverwahrte sollen nach Moorburg +++

+++ Umzug für ehemalige Sicherungsverwahrte geplant +++

Wie berichtet, hatten die Senatoren Jana Schiedek (Justiz), Detlef Scheele (Soziales) und Michael Neumann (Inneres) einigen Moorburgern am Freitagabend erklärt, dass drei ehemalige Schwerverbrecher Anfang Dezember in das Elbdorf ziehen sollen. Die Männer sind nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs im Prinzip frei. Da sie aber weiter als gefährlich eingestuft werden, stellt die Stadt ihnen eine Wohnung und lässt sie rund um die Uhr von Polizisten bewachen. Da die bisherige Unterkunft in Jenfeld befristet war, wurde nach einer langfristigen Lösung gesucht - unter 16 Objekten wurde das Bauernhaus in Moorburg ausgesucht. "Ein abgeschlossenes Gebäude, gut einsehbar, leer stehend, im Besitz der Stadt und relativ weit entfernt von Kindertagesstätten und Schulen", begründete Sozialsenator Scheele die Wahl.

Doch damit sind selbst innerhalb der SPD längst nicht alle einverstanden. "Das ist eine schlechte Entscheidung für den Bezirk Harburg und insbesondere für Moorburg", sagte der Harburger SPD-Chef Frank Richter dem Abendblatt. "Es muss jetzt mal Schluss sein mit den negativen Entscheidungen für Harburg", so Richter, der auch Stellvertreter des SPD-Landesvorsitzenden, Bürgermeister Olaf Scholz, ist. Auch Jürgen Heimath, SPD-Fraktionschef im Bezirk Harburg, kritisierte die Entscheidung. "Die Lasten, die die Stadt zu tragen hat, müssen gleichmäßig auf alle Stadtteile verteilt werden." Parteikollege Urs Tabbert, Justizexperte der SPD-Bürgerschaftsfraktion, verteidigte den Senat hingegen: "Niemand hat sich die Entscheidung leicht gemacht." Eine Standortauswahl per Bürgerbefragung wäre zum Scheitern verurteilt.

André Trepoll, CDU-Bürgerschaftsabgeordneter aus Süderelbe, übte scharfe Kritik. "Der Senat spielt weiter mit den Ängsten der Betroffenen." Die Ankündigung, nachträglich den Dialog zu suchen, sei eine Farce. "Die Moorburger fühlen sich zu Recht hintergangen." Anna von Treuenfels (FDP) warf dem Senat Konzeptlosigkeit vor. "Er sollte endlich mit anderen norddeutschen Bundesländern eine tragfähige Lösung finden."