Es wird ein zweistelliges Plus für Gesamtjahr 2010 erwartet. Branchenverband kritisiert zu hohe Personalkosten der Port Authority.

Hamburg. Die Hamburger Hafenwirtschaft verbreitet wieder Optimismus. Nach den drastischen Umschlageinbrüchen im Vorjahr befindet sich Deutschlands größter Seehafen erneut auf Wachstumskurs. "Seit März erleben wir eine kräftige Mengenerholung, die uns im ersten Halbjahr ein Umschlagplus von 8,1 Prozent gebracht hat. Und wir erwarten ein gutes drittes Quartal", sagte gestern der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH), Klaus-Dieter Peters, bei der Jahresversammlung.

Für das Gesamtjahr 2010 rechnet der Verbandschef mit einem Plus im zweistelligen Prozentbereich. "Die Voraussetzungen für weiteres Wachstum im Jahr 2011 sind gut." Der Zuwachs werde vor allem durch den Welthandel und China getragen. Gefahren sieht Peters jedoch in den Überkapazitäten der Branche. Derzeit befänden sich zahlreiche neue große Schiffe im Bau, zudem gebe es auch Überkapazitäten bei den Häfen der Nordrange. Insgesamt erwartet Hamburg 2010 einen Gesamtumschlag von 115 bis 120 Millionen Tonnen. Der Containerumschlag werde von sieben Millionen auf 7,7 bis acht Millionen Standardcontainer steigen.

100 Millionen Euro pro Monat reichen für Grundfinanzierung nicht aus

2009 war für den Hafen die schwerste Krise nach dem Zweiten Weltkrieg. Dennoch sei diese "sehr erfolgreich bewältigt worden", resümierte Peters, der zugleich Chef des größten Hamburger Umschlagbetriebs, der HHLA, ist. Die Arbeitsplätze im Hafen konnten durch Kurzarbeit gesichert, strukturelle Schäden abgewendet und sogar die Hinterlandverbindungen ausgebaut werden.

Wichtig sei es nun, die Finanzierung des Hafens dauerhaft zu sichern. "Hier sehen wir positive Signale durch den neuen Senat." Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) habe nicht nur die Elbvertiefung zur Chefsache erklärt. Ausdrücklich begrüßte Peters den Beschluss der Stadt, den Hafen von 2014 an wieder mit einem festen Betrag von 100 Millionen Euro pro Jahr zu finanzieren. Das bisherige Konzept "Hafen finanziert Hafen" sei gescheitert.

Dennoch steht auch für Peters fest: "Diese Summe der Grundfinanzierung reicht nicht." Der UVHH-Chef stärkte dem Senat den Rücken, weitere Gelder für den Hafen beim Bund einzufordern. Schließlich erfülle der Hamburger Hafen als Drehscheibe des Im- und Exports eine "nationale Aufgabe". Der Hafen sei für Hamburg auch wirtschaftlich enorm wichtig. Von ihm hingen rund 140 000 Arbeitsplätze ab, zudem zahlten die Hafenfirmen 2009 allein 870 Millionen Euro Steuern - zehn Prozent des Gesamtsteueraufkommens.

Höchste Dringlichkeit habe neben dem Ausbau der Infrastruktur die Elbvertiefung. "Die Fahrrinnenanpassung darf sich nicht erneut verzögern", mahnte Peters. Die Hamburger Politik müsse auch bei der EU in Brüssel deutlich machen, wie wichtig dies sei. Wirtschaftssenator Ian Karan sicherte den Unternehmern gestern zu, dass mit dem Bau 2011 begonnen werde - vorausgesetzt, es liege ein vollziehbarer Planfeststellungsbeschluss vor.

Karan will gemeinsam mit Firmen eine neue Ära der Hafenpolitik einleiten

Scharfe Kritik übte die Hafenwirtschaft an der städtischen Port Authority (HPA). Die Behörde arbeite nicht effizient und stockte die Personalkosten trotz Krise auf. Zudem müssten die Hafenfirmen Aufgaben mitfinanzieren, die nicht ursächlich zur Branche gehören - wie die Sanierung des Alten Elbtunnels, die Instandhaltung der Köhlbrandbrücke, der Hafengeburtstag oder die Strandreinigung an der Elbe. "Das muss nach dem Bestellerprinzip geregelt werden", so Peters. Zudem bemängelte er, dass der Verband nicht in die Ausarbeitung des neuen Hafenentwicklungsplans einbezogen wurde.

Wirtschaftssenator Karan selbst wünscht sich einen "konstruktiven Dialog" mit den Firmen statt eine konfrontative Zuspitzung. Ihm sei daran gelegen, den Hafen im Schulterschluss mit den Unternehmen für die nächsten 30 Jahre fit zu machen. "Ich versichere ihnen, dass sie ausreichend einbezogen werden." Die HPA soll ab 2011 weitere 20 Millionen Euro erhalten, um die angemahnten hafenfremden Aufgaben zu bezahlen. Die Behörde stehe laut Karan in der Pflicht, ihre inneren Abläufe zu optimieren und Kostenstrukturen zu prüfen. Allerdings gehöre es auch zur HPA, neue Geschäftsfelder ins Auge zu fassen. Dabei gehe es aber nicht darum, wie von Hafenfirmen befürchtet, diesen Konkurrenz zu machen. Karan appellierte an alle, "gemeinsam eine neue Ära der Hafenpolitik einzuleiten".