Krisensitzung mit Hamburgs Gewerkschaftschef Rose. Beschäftigte fühlen ihre Interessen nicht richtig vertreten.

Hamburg. Im Ringen um eine neue Arbeitsorganisation für das Containerterminal Burchardkai zeichnet sich jetzt ein massiver Konflikt zwischen den Beschäftigten und der Gewerkschaft Ver.di ab. Heute am frühen Nachmittag treffen sich die Vertrauensleute des Terminals der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) mit Hamburgs Ver.di-Chef Wolfgang Rose. Die Stimmung dabei dürfte explosiv sein. Denn die Beschäftigten sehen sich von der Gewerkschaft nicht mehr ausreichend gut vertreten.

"Es stehen Austritte im Raum, wenn Ver.di keinen anderen Kurs einschlägt", sagt Klaus Hennings, der stellvertretende Leiter des Hinterlandgeschäfts am Burchardkai, der ebenfalls an dem Gespräch teilnehmen wird. "Die Drohung ist in jedem Fall vorhanden", bestätigt Frank Ladwig, der Betriebsratsvorsitzende des HHLA-Terminals Tollerort, der künftig mit dem größeren Burchardkai zu einem Unternehmen verschmolzen werden soll.

Die Position der Gewerkschaft ist umstritten, weil sie den Vorschlag des HHLA-Vorstands für verhandlungswürdig eingestuft hatte. Danach soll die Arbeit an den Wochenenden gleichmäßiger auf die gesamte Terminalbelegschaft von 1000 Mitarbeitern verteilt und eine Altersteilzeitregelung eingeführt werden. Damit will man einen Überhang von 300 Stellen ohne betriebsbedingte Kündigungen abfedern. Gleichzeitig sollen durch die Aufnahme der Wochenendarbeit in die Regelarbeitszeit Überstundenzuschläge in Millionenhöhe wegfallen, die das Unternehmen einsparen würde.

"Wir haben den durch die Wirtschaftskrise ausgelösten Stellenüberhang geprüft und akzeptiert. Die Position von Ver.di war von Beginn der Verhandlungen an darauf ausgerichtet, Kündigungen zu vermeiden und die im Tarif generell vereinbarten Arbeitszeiten und Verdienste zu sichern", sagt Dietmar Stretz, der Fachbereichsleiter Verkehr der Gewerkschaft. Alle anderen Regelungen und Zuschläge müsse der Betriebsrat selbst verhandeln. "Er hat während der Gespräche seine Position geändert und schließlich die Verhandlungen abgebrochen", so Stretz.

Die Einschnitte bei den Einkommen, die sich bisher durch Überstundenzuschläge auf mehrere Hundert Euro pro Monat summieren können, sieht auch Stretz. So erhalten die rund 400 Mitarbeiter am Burchardkai, die sich zu Überstunden an den Wochenenden verpflichtet haben, dafür derzeit monatlich 334 Euro. "Diese Regelungen", so der Ver.di-Fachbereichsleiter, "sind aber ein Thema, für das nur der Betriebsrat zuständig ist." Bei dem heutigen Gespräch mit den Mitarbeitern des Burchardkais hofft Stretz, nun zusammen mit Rose offene Fragen klären zu können. Schon heute gelten am Hamburger Eurogate-Terminal sowie beim HHLA-Terminal Altenwerder die Schichten an den Wochenenden als Regelarbeitszeit. Dafür hat Ver.di dort Ergebnisbeteiligungen für die Mitarbeiter ausgehandelt. "Nach 1500 Euro für 2008 und 1000 Euro für 2009 wird diese wohl für 2010 wieder etwas steigen", sagt Stretz.

Auch gegen eine vom HHLA-Vorstand angerufene Einigungsstelle zur Schlichtung der Streitigkeiten mit dem HHLA-Vorstand wehrt sich der Betriebsrat weiter. So wurde nach Informationen des Abendblatts beim zuständigen Landesarbeitsgericht Beschwerde eingelegt, nachdem das Arbeitsgericht den Präsidenten des Hamburger Landesarbeitsgerichts, Helmut Nause, als Vorsitzenden bestätigt hatte.

Gestritten wird dabei um die Zulässigkeit der Stelle für das geplante Arbeitszeitmodell, weil Abweichungen bei der Arbeitszeit bei der HHLA durch einen Tarifvertrag geregelt sind. Der Vertrag kann aber nur angewendet werden, wenn der Betriebsrat zustimmt, argumentiert die Arbeitnehmerseite.

Bei der zweiten Einigungsstelle in der es um die künftig Arbeitsorganisation für den Burchardkai geht, haben sich beide Parteien bereits auf den Vorsitz des Arbeitsrichters Nause geeinigt. Die erste Sitzung soll voraussichtlich am 8. Juli stattfinden.