Ein Prozent mehr, sowie eine Einmalzahlung von 550 Euro. Die Einigung kam in drei Verhandlungsrunden ohne Warnstreiks zustande.

Hamburg. Für die 10.000 Hafenarbeiter in den deutschen Umschlagsbetrieben gilt ein neuer Tarifvertrag. Danach werden die Löhne zum 1. August um ein Prozent erhöht. Im Januar 2011 soll zudem ein Einmalbetrag von 550 Euro ausgezahlt werden. Darauf haben sich die Gewerkschaft Ver.di und der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) geeinigt. Beide Seiten zeigten sich gestern zufrieden mit dem Abschluss, obwohl der Lohnzuschlag für die Beschäftigten nur die Inflation ausgleicht und die Arbeitgeber ihren Vorstoß vom Herbst nicht durchsetzen konnten. Damals hatte der Verband auf einen Krisentarifvertrag gedrängt, um die Kosten nach den Einbrüchen im Umschlag um insgesamt bis zu 20 Prozent zu senken.

"Wir haben erreicht, dass die Erhöhung bereits im August ausgezahlt wird und damit um sieben Monate eher als nach den Tarifverhandlungen 2009", sagte Ver.di-Verhandlungsführer Klaus Lindner dem Abendblatt. Damals war der Zuschlag auf den März in diesem Jahr verschoben worden.

Betriebe können die Einmalzahlung einsparen

Die Einigung kam in drei Verhandlungsrunden seit März ohne Warnstreiks zustande. "Wir haben dabei berücksichtigt, dass derzeit nicht so viel zu verteilen ist wie in den Boomjahren. Gleichzeitig gehen wir aber davon aus, dass sich der Umschlag jetzt mindestens stabilisiert", sagte Lindner, der auch Bundesfachgruppenleiter Häfen der Gewerkschaft ist. 2009 hatte die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) beim Umsatz 25 Prozent und im Containerumschlag 33 Prozent eingebüßt. Beim Konkurrenten Eurogate wurden europaweit gut zwölf Prozent weniger Container verladen. Das Umsatzminus lag bei 17 Prozent.

Zur Sicherung von Arbeitsplätzen können die Betriebe ihre Einmalzahlung nun erneut ganz oder teilweise einsparen, wenn sie dafür mehr Mitarbeiter beschäftigen als für den aktuellen Bedarf notwendig sind. Dies sieht der ZDS als einen Verhandlungserfolg an. "Damit wird die Kostenerhöhung begrenzt", sagte ZDS-Justiziar Martin Kröger dem Abendblatt. Insgesamt sichere der Abschluss die Beschäftigung und werde der schwierigen Lage der Betriebe gerecht. Für die Arbeitgeber hatte HHLA-Personal-Vorstand Heinz Brandt den Abschluss verhandelt.

Die Einkommen der deutschen Hafenarbeiter liegen nach Verbandsangaben derzeit zwischen 30.000 und 50.000 Euro pro Jahr, je nach Qualifikation. In dieser Summe sind Mehrarbeit oder Nachtschichten nicht enthalten. Die Stundenlöhne betragen von August an in der höchsten Gruppe knapp 21 Euro und im unteren Bereich 13,40 Euro. Gleichzeitig wurde ein Tarifvertrag für Fahrer im Automobilumschlag vereinbart. Diese sind damit beschäftigt, Neuwagen möglichst platzsparend auf den Decks der Frachtschiffe einzuparken. Für sie gilt nun ein Stundenlohn von 10,90 Euro. Der größte deutsche Autoterminal ist Bremerhaven.

Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten arbeitet im Hamburger Hafen

Künftig soll Mehrarbeit auf den Terminals möglichst in Regelarbeitszeit umgewandelt werden, so ein Appell der Tarifparteien an die Unternehmen. So könnten die Kosten der Terminals sinken, heißt es beim ZDS. Dagegen strebt Ver.di an, dass anstelle von Überstunden die Arbeit auf mehr Beschäftigte verteilt wird. Zuletzt hatten in Hamburg Reedereien über die hohen Kosten der Terminals geklagt und Abfahrten für Häfen in der Ostsee vor allem nach Rotterdam verlegt. Von den 10.000 betroffenen Hafenarbeitern sind knapp 5600 in Hamburg beschäftigt.