Die Werft Blohm + Voss steht vor Umbau und Modernisierung eines Schiffs zum Kreuzfahrer. Dreistelliger Millionenbetrag soll fließen.

Hamburg. Hamburgs Traditionswerft Blohm + Voss steht nach Informationen des Abendblatts vor einem neuen großen Auftrag. Dabei soll es sich um ein älteres Schiff handeln, das zu einem Kreuzfahrer umgebaut und weitgehend modernisiert werden soll. Das Auftragsvolumen soll dabei im dreistelligen Millionenbereich liegen. Der Auftrag könnte sich, wie das Abendblatt aus unternehmensnahen Kreisen erfuhr, bereits zum Ende des Jahres auf die Beschäftigung auswirken. Die Werft äußerte sich nicht.

Würde Blohm + Voss den Zuschlag erhalten, könnten über die Reparatur hinaus auch Mitarbeiter aus dem Neubau für das Projekt eingesetzt werden. Im Neubau sind 700, in der Reparatur 450 Menschen beschäftigt. Erst vor Kurzem hatte Blohm + Voss bis zu vier Passagierschiffe gleichzeitig gewartet und repariert. Seit Montagabend und voraussichtlich bis heute liegt nun die "Color Magic" in der Werft, das Schwesterschiff der "Color Fantasy", die Blohm + Voss bis Ende April gewartet hatte. Anfang Juni wird die "Bremen" von Hapag-Lloyd im Dock erwartet.

Auch nach dem Verkauf an die Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar (ADM) wird die Werft in den zwei Wachstumsmärkten Megayachten und Marineschiffe agieren. Insgesamt 1600 Beschäftigte aus den drei Blohm+Voss-Betrieben Schiffbau, Reparatur und Maschinenbau werden voraussichtlich zum 30. Juni mit dem endgültigen Abschluss des Verkaufsprozesses von ADM übernommen. Der Neubau geht zu 100 Prozent an die Araber, an den beiden anderen Betrieben wird ThyssenKrupp für höchstens zwölf Monate einen Anteil von 20 Prozent halten. Die Arbeitsverträge bleiben bis zum Hochlaufen der Fertigung für die vier Fregatten der Deutschen Marine von Mitte 2011 an unverändert. Um die Belegschaft abzusichern, wurden mit den Betriebsräten und der IG Metall Interessenausgleiche geschlossen. Mit dem Bau der Fregatten könnte die Zahl der Beschäftigten aber sogar aufgestockt werden.

Korvetten und Fregatten baut die Werft künftig im Auftrag des Systemhauses Blohm + Voss Naval. An diesem Unternehmen mit 300 Mitarbeitern in Hamburg und 200 in Emden wird ThyssenKrupp mit 50 Prozent beteiligt bleiben. Für die Megayachten bietet die Werft dagegen ein eigenes Design und setzt mehr als 100 Konstrukteure ein, um sofort auf die Wünsche der exklusiven Kunden reagieren zu können.

Aufträge für Luxusyachten sind bisher jedoch rar, weil die Banken sich mit der Finanzierung zurückhalten. Experten erwarten allerdings, dass mit dem Abflauen der Krise Finanzierungen wieder einfacher werden und der Markt anspringt. Allerdings steht Blohm + Voss nach der für die nächsten Wochen erwarteten Ablieferung der Megayachten "Orca" und "Eclipse" vor einer Durststrecke. Um die Werft auszulasten, dürften in den kommenden Jahren neben den Fregatten zwei Aufträge für Megayachten notwendig sein. Die vier Schiffe für die Deutsche Marine sind für die Jahre 2011 bis 2018 geplant.

Zur Werftenholding ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) werden nach Abschluss des Verkaufs in Deutschland noch das U-Boot-Geschäft von HDW, das Hamburger Systemhaus Naval und die Mehrheitsbeteiligung von Atlas Elektronik in Bremen gehören. International sind dort noch die schwedische Werft Kockums, Hellenic Shipyard in Piräus und eine Beteiligung von 20 Prozent an der Werft Lisnave in Portugal verankert. Möglich wäre, dass die TKMS künftig zur Finanzholding wird.