In der Heizung einer Wellingsbütteler Sporthalle wurden Giftfasern entdeckt. Besorgte Eltern informieren sich bei der Behörde.

Hamburg. Nach der vorsorglichen Sperrung von 124 Hamburger Turnhallen wegen Asbest-Gefahr gibt's jetzt zumindest schon einmal für sechs Hallen Entwarnung: Bei ihnen wurden keine Asbestfasern gemessen. Es sind die Sporthallen folgender Schulen: Gesamtschule Eppendorf, Gesamtschule Blankenese, Hansakolleg, Schule Rönneburg, Schule am Walde sowie Schule Eenstock. Die Schulbehörde prüft nun, ob weitere Gebäude der Stadt mit Asbest belastet sein könnten. In der Hansestadt gibt es rund 450 Sporthallen an Schulen.

Am Donnerstag meldeten sich derweil zahlreiche besorgte Hamburger Eltern bei den Behörden. Die städtische Telefonhotline für Umweltmedizin werde seit dem frühen Morgen „stark frequentiert“, sagte ein Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde. Die Eltern wollten wissen, wie groß die Gefährdung ihrer Kinder sei und wie die Stadt nun weiter vorgehen wolle. „Es gibt keine Panik, aber Informationsbedarf“, betonte er. Die vorsorglich gesperrten Turnhallen sind mit einem ähnlichen Heizungssystem wie die betroffene Halle ausgerüstet.

Das Ergebnis der vorsorglichen Sperrungen: Für Tausende Schüler in Hamburg fällt in den nächsten Wochen der Sportunterricht aus. "Es handelt sich um eine vorsorgliche Maßnahme, weil möglicherweise Gesundheitsgefahr besteht", hatte Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) gesagt. Wenige Stunden zuvor hatten Experten in einer Sporthalle der Peter-Petersen-Gesamtschule in Wellingsbüttel eine hohe Belastung mit stark gesundheitsgefährdenden Asbestfasern festgestellt. Diese waren im Verlauf des geplanten Abrisses der Halle in der Lüftungsanlage der Heizung entdeckt worden. Die Schulbehörde hatte daraufhin verfügt, alle Hallen stillzulegen, die mit Heizungen dieses Typs aus dem Jahr 1972 ausgerüstet sind. Bis zu den Herbstferien werden die Gebäude auf Spuren des Giftstoffs untersucht.

Nach Angaben der Sachverständigen übertrifft die Asbestbelastung in der Peter-Petersen-Gesamtschule den vorgeschriebenen Grenzwert fast um das Doppelte. "Wir haben 1900 Fasern pro Kubikmeter gemessen", sagte Gutachter Arndt von Lieberman gestern. Zulässig sind in Räumen 1000 Fasern pro Kubikmeter. Dennoch sieht die Behörde keine akute Gesundheitsgefährdung. "Asbest ist ein gefährlicher Stoff, wenn Menschen direkt damit in Kontakt kommen. In asbestbelasteten Räumen sind die Risiken geringer", sagte der Leiter des Arbeitsmedizinischen Dienstes, Dr. Michael Peschke. Allerdings dauere es mindestens 20 Jahre, bis mögliche Krankheiten aufträten.

An der Wellingsbütteler Gesamtschule ist die Aufregung groß. "Natürlich sind wir beunruhigt", sagte Elternratsvorsitzender Norbert Bauer dem Abendblatt. Allerdings hätten Schulleitung und Behörde schnell und entschlossen reagiert. Noch heute will die Behörde die betroffenen Familien informieren. Darüber hinaus ist eine Hotline in Vorbereitung, die Eltern und Schüler individuell berät.

Die Unfallkasse Nord ermittelt jetzt die Daten aller Schulkinder, Lehrer und Freizeitsportler, die in den vergangenen 37 Jahren in der Halle Sport getrieben haben. "So können wir reagieren, falls Krankheitsfälle auftreten", sagte ein Sprecher der Versicherung.