Die Dichtungen der 37 Jahre alten Heizungsanlage waren porös. Der Unterricht wird an vielen Schulen wochenlang ausfallen.

Der Zettel an der Tür der Sporthalle der Peter-Petersen-Gesamtschule ist betont sachlich gehalten. Die Halle sei bis auf Weiteres gesperrt, steht dort. Ein Grund wird nicht angegeben. Dabei ist seit gestern Mittag klar, dass das Heizungssystem des 1972 gebauten Gebäudes möglicherweise schon seit Jahren Asbestfasern herauspustet. "Das Wichtigste ist jetzt, das Gesundheitsrisiko auf null zu bringen", sagte Ute Pape, Schulleiterin und langjährige Schulsenatorin. Auch die zweite Sporthalle der Schule ist inzwischen dicht. Derzeit laufen dort die Untersuchungen.

Insgesamt hat die Schulbehörde bis gestern Abend 107 Turnhallen stillgelegt - "vorsorglich", wie Senatorin Christa Goetsch (GAL) betont. Weitere Asbestfunde sind bislang nicht bekannt. Nach ersten Schätzungen dauern die Untersuchungen mehrere Wochen. Die Kosten betragen bis zu 1000 Euro pro Messung.

Die Asbestbelastung an der Peter-Petersen-Schule war kurz vor dem Abriss der Sporthalle bei einer routinemäßigen Schadstoffuntersuchung ans Licht gekommen. "Die Grenzwerte in der Raumluft der Halle waren deutlich überschritten", sagte Gutachter Arndt von Lieberman. Die Experten stellten fest, dass die Asbestdichtungen im Heizungskessel porös geworden waren und sich gelöst hatten. "Die hängen runter wie Girlanden", erklärte von Lieberman und zeigt auf ein Foto aus der inzwischen versiegelten Anlage. Aufgewirbelt durch die warme Heizungsluft, gelangten die Asbestfasern in den Lüftungskanal und strömten in die Sporthalle. Unklar ist, ob es sich um einen Produktionsfehler oder um Alterungserscheinungen handelt.

Die Hamburger Politiker reagierten entsetzt auf den Asbestfund. "Wenn es sich bewahrheitet, dass 105 Schulen betroffen sind, bin ich geschockt", sagte der schulpolitische Sprecher der CDU, Marino Freistedt. Gründe sieht er in Fehlern der Vergangenheit: "Das Problem ist, dass lange Finanzmittel vor allem in den Neubau von Gesamtschulen gesteckt worden ist, statt notwendige Sanierungsarbeiten anzugehen. "Trotzdem werden wir die notwendigen Mittel zur Verfügung für die Sanierung der Hallen stellen." SPD-Schulpolitiker Ties Rabe sagte: "Es ist richtig, die Hallen sofort zu schließen und die Betroffenen zu ermitteln. Der Senat muss aber auch zügig ein Konzept vorlegen, wie der Sport in Schulen und in den Vereinen aufrechterhalten werden kann."