Sportbund spricht von dramatischer Situation. Etwa ein Viertel der Hallen für den Freizeitsport fehlt derzeit.

Die Hamburger Sportvereine mussten gestern mächtig improvisieren: Sie versuchten, ihre Abteilungs- und Übungsleiter und möglichst viele der betroffenen Mitglieder per Mails, Anrufen und Telefonketten über geänderte oder abgesagte Trainingszeiten zu informieren.

"Das ist eine dramatische Situation für den Sport. Etwa ein Viertel der Sporthallen in Hamburg ist betroffen", sagt Thomas Michael, Sprecher beim Hamburger Sportbund (HSB). Der HSB sei im engen Kontakt mit den Behörden, "alles, was wir wissen, setzen wir umgehend auf unsere Homepage", so Michael. Der HSB hat seine Mitglieder zudem aufgefordert, vereinseigene Sporthallen auf vergleichbare Warmluftanlagen zu überprüfen.

Stefan Schlegel, stellvertretender Geschäftsführer und sportlicher Leiter beim SV Eidelstedt, hat gestern aus gegebenem Anlass seinen freien Tag verschoben, denn sein Verein ist von den Sporthallen-Schließungen stark betroffen. Sieben Hallen, die der Verein (mehr als 6400 Mitglieder) nutzt, wurden gesperrt. "Wir arbeiten an einer Notfallliste. Mehrere Hundert unserer Mitglieder sind betroffen. Wir sind täglich mit vier bis fünf Gruppen in den Hallen, mit jeweils etwa 15 Personen." Schlegel hofft nun auf eine rasche Überprüfung der geschlossenen Hallen, denn durch die Sommerferien hätten die Sportler gerade eine sechswöchige Zwangspause gehabt. "Jetzt haben sie gerade wieder angefangen zu trainieren und wollen nicht schon wieder eine Zwangspause." Bis zu den Herbstferien dürfe die Schließung nicht dauern, fordert Schlegel, "aber die Gesundheit unserer Sportler steht natürlich an erster Stelle".

Problematisch ist die Situation auch für den Verein Sportspaß (mehr als 50 000 Mitglieder), der in vielen Stadtbereichen Sporthallen nutzt. "14 der Hallen, die wir nutzen, sind gesperrt", sagt Nele Mentz von Sportspaß in Altona. Acht Angebote habe man am Donnerstag absagen müssen, auf die ganze Woche gesehen seien es 47.

Der Eimsbütteler Turnverband (ETV) mit 11 000 Mitgliedern muss auf zwei Hallen verzichten. "Die Lutterothstraße steht nicht auf der Liste, ist aber auch geschlossen worden", berichtet der ETV-Vorsitzende Frank Fechner. "Wir müssen verdichten, alle müssen zusammenrücken, aber wir sind noch mit einem blauen Auge davongekommen."

Beim Niendorfer Turn- und Sportverein (NTSV) mit 8000 Mitgliedern fallen derzeit ebenfalls zwei Hallen weg, nämlich die der Grundschulen Moorflagen und Sethweg. "Ich habe von den Hausmeistern einen Anruf bekommen, dass die Hallen geschlossen sind", sagt Anne Putensen, NTSV-Sportkoordinatorin. Alle Hallen seien "voll bis unters Dach, die Gruppen sind sehr voll".

Etwas entschärft wird die angespannte Situation derzeit dadurch, dass Freizeitsportler wie Fußballer und Leichtathleten bis zu den Herbstferien noch im Freien trainieren. Das gilt aber nur für wenige Disziplinen.

Kommende Woche wollen die Basketballer, Handballer und Volleyballer im großen Stil ihren Spielbetrieb aufnehmen. "Wenn es so bleibt, wird es eng", fürchtet Ulrich Kahl, Geschäftsführer des Hamburger Volleyballverbandes. Eine Verschiebung der ersten Spieltage sei aber ausgeschlossen. "Einen solchen Terminstau können wir uns nicht erlauben." Die betroffenen Spiele sollen stattdessen auf die verbliebenen Hallen verteilt werden. Für Vereine wie den SC Poppenbüttel etwa hieße das, dass sie bis auf Weiteres auf ihr Heimrecht verzichten müssten. Für die drastischen Maßnahmen der Behörde zeigt Kahl wenig Verständnis: "Im Moment wird sowieso noch nirgendwo geheizt."