Die Konstruktion auf den Dächern der 50er Schuppen im Hafen könnte 250 Haushalte versorgen. Sie ist die größte Solaranlage in Hamburg.

Kleiner Grasbrook. Die historischen, sogenannten 50er Schuppen auf dem Kleinen Grasbrook galten in der Kaiserzeit als die modernsten Hafenanlagen der Stadt. Heute ist das historische Gebäude-Ensemble Teil des Hafenmuseums und der Stiftung Hamburg Maritim - und wieder als "Schrittmacher des Fortschritts" im Gespräch.

Denn auf den Dächern des Ensembles geht jetzt eine für hiesige Breiten ungewöhnlich große Fotovoltaikanlage in Betrieb. Gut 35.000 Quadratmeter bedecken die rund 4000 Solarmodule auf fünf der sechs Backsteinschuppen, die gegenüber der HafenCity im Freihafen stehen. Es ist die bisher größte Solaranlage ihrer Art in Hamburg, wie der städtische Energieversorger Hamburg Energie Solar bestätigt.

Die Module sind nach Auflagen des Denkmalschutzes eigens von dem Unternehmen hb Solar in schwarze Rahmen und auf einer speziellen, nicht mit dem Dach direkt verschraubten Unterkonstruktion montiert, um den Anblick des historischen Backstein-Ensembles nicht zu gefährden. Diese Konstruktion nennt sich Scirocco-System. Durch einen physikalischen Effekt entsteht zwischen den Modulen und dem Dach ein Unterdruck, der die gewaltige Anlage förmlich festklebt. Die Technik bewährte sich jetzt auch bei den stürmischen Winden, die in der Vorweihnachtszeit über die Hansestadt fegten. "Ich bin restlos davon überzeugt", sagt Lutz Förster, Architekt der Stiftung.

Die 50er Schuppen sind neben der Speicherstadt ein letztes Hamburger Zeugnis der Hafenarchitektur früherer Jahrzehnte, die noch nicht von Containerterminals geprägt war. Die Stiftung Hamburg Maritim, die auch eine Flotte historischer Schiffe unterhält, restauriert die Anlage seit einigen Jahren schrittweise. In ferner Zukunft soll dort einmal ein großes Hafenerlebnis-Museum entstehen. Zum Teil lagern dort heute noch Gewürze, ein Schuppen dient als große Eventhalle, in anderen Gebäudeteilen ist das bisherige Hafenmuseum untergebracht.

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Betrieben wird die neue riesige Fotovoltaik-Anlage von dem städtischen Unternehmen Hamburg Energie Solar, das noch vom schwarz-grünen Senat gegründet worden war. Hamburg Energie Solar mietet seit 2010 in der gesamten Stadt größere Dachflächen an, um solche Anlagen zu betreiben und den Anteil regenerativer Energien in der Stadt voranzutreiben. Die Dachmiete beträgt dabei ungefähr 3,95 Prozent der gesetzlichen Einspeisevergütung und wird auf 20 Jahre festgeschrieben. Bei einer Dachfläche von 1000 Quadratmetern (Flachdach) ergäbe sich dann eine Miete von etwa 500 Euro jährlich, rechnet das Unternehmen vor.

Finanziert wird die Miete aus der Einspeisevergütung, die bei Fotovoltaik je nach Größe der Anlage zwischen etwa 18 und 24 Cent pro Kilowattstunde liegt. Ziel dieser Vergütung ist eine bundesweite Förderung erneuerbarer Energien, denn jeder Endverbraucher trägt mit Stromkosten von rund 3,5 Cent pro Kilowattstunde zur Finanzierung bei. Bisher hat Hamburg Energie Solar in Hamburg und Umgebung Flächen von rund 260 000 Quadratmetern für 22 Projekte angemietet. Die Hafenanlage leistet dabei unter optimalen Bedingungen 970 Kilowatt - genug, um theoretisch 250 Haushalte mit elektrischer Energie zu versorgen.

Die nächst größere Fotovoltaikanlage der Hansestadt steht laut Hamburg Energie bei Möbel Höffner in Eidelstedt und leistet rund 600 Kilowatt bei besten Bedingungen. Für den Ausbau der Solarenergie hatte das städtische Unternehmen Dächer ab 1000 Quadratmetern (Flachdächer) oder ab 500 Quadratmetern bei Schrägdächern gesucht. Das Programm ist zwar ausgelaufen, an der Anmietung von Dachflächen sei man aber weiterhin interessiert, heißt es bei Hamburg Energie. Die Fläche muss nicht so groß sein wie bei den Schuppen aus der Kaiserzeit. Dort erzeugt die Solarkraft gleich zweierlei: Zum einen wird Strom ohne Abgase produziert, zum anderen finanziert die Stiftung mit den Einnahmen die weitere Restaurierung der Gebäude.