Senatorin Jutta Blankau zieht positive Zwischenbilanz von “Mein Baum - Meine Stadt“. Seit Projektstart wurden 170.000 Euro gespendet.

Hamburg. Dass die Hamburger ihren Michel lieben, ist bekannt. Elbe, Alster, Hafen, Hagenbeck - natürlich auch. Doch jetzt offenbaren die Hanseaten eine Leidenschaft, die bislang eher im Verborgenen gedieh: die für die Bäume der Stadt. "500 Hamburger haben in den vergangenen zwei Monaten mehr als 170.000 Euro gespendet", zog Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) gestern eine erste Zwischenbilanz der Aktion "Mein Baum - Meine Stadt", bei der jeder Hamburger für seinen ausgewählten Straßenbaum spenden kann. "Damit können 340 weitere Bäume gepflanzt werden. Ein riesiges Dankeschön an alle", sagte die Politikerin außerordentlich gut gelaunt.

Ende Juni hatte ihre Behörde Deutschlands größtes Baumprojekt gestartet. Das Ziel: die 2500 Lücken im Straßenbaumbestand zu füllen, die nach dem Fällen von alten und kranken Bäumen in den vergangenen Jahren entstanden waren. Die Stadt pflanzt auch selbst, um den Gesamtbestand von 250 000 Straßenbäumen in der Stadt zu erhalten, hatte aber die Hamburger gleichzeitig zu Spenden aufgerufen. Ein Straßenbaum kostet im Schnitt 1000 Euro. Dabei gilt das Prinzip: Sind 500 Euro für einen Baum zusammengekommen, legt die Stadt 500 Euro dazu, und er wird definitiv gepflanzt. Damit soll die Aktion "Mein Baum - Meine Stadt" auch ein sichtbares Zeichen in der Umwelthauptstadt setzen.

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Dass das so gut ankommt, hätte aber wohl kaum jemand erwartet. Auch die Umweltsenatorin nicht. Und schon gar nicht nach dieser kurzen Zeit, sagt sie und erklärt den Erfolg so: "Straßenbäume sind in der Stadt für viele das Symbol für Grün und Natur. Und der Kampagnen-Titel 'Mein Baum - meine Stadt!' nimmt auf, was sich in der Öffentlichkeit und in der Politik immer mehr durchsetzt: dass man das Thema Stadt nur mit den Bürgern und mit ihrem Engagement gestalten und entwickeln kann und sollte." Wichtig sei auch, dass es keine Untergrenze bei den Spenden gibt. Auch 50 Cent aus der Kita in der Nachbarschaft sind herzlich willkommen. Gerade diese Aktion zeige zudem das Zusammenwirken von öffentlichen Stellen und Hamburgern. Dazu kommt, dass die Stadt in Vorleistung geht und die Pflanzung von 2011 Bäumen garantiert. "Rechnet man die Stadtbäume und die Spendenbäume zusammen, fehlen nur noch 149 Bäume. Dann hätten wir unser Ziel erreicht und könnten bis Ende des Jahres 2500 neue Straßenbäume pflanzen", so Jutta Blankau.

Inzwischen haben die Hamburger schon richtig Kreativität für die Pflanzkampagne entwickelt. Sehr gefreut hat sich die Senatorin über eine Aktion im Grindelviertel. Dort hat am letzten Wochenende die Initiative "Grindel Goes Green" 600 Tombolalose zum Preis von fünf Euro verkauft und so 3000 Euro für "Mein Baum - Meine Stadt" gesammelt. Die Stadt verdoppelt die Summe, sodass im Herbst sechs Straßenbäume im Grindelviertel nachgepflanzt werden. "Besonders stolz ist ,Grindel Goes Green' auf drei Thüringische Säulen-Ebereschen in der Rappstraße", sagt die Senatorin. Auch in Ottensen wurde schon kräftig gespendet. Dort mussten vor einigen Wochen die kranken Straßenbäume rund um den Spritzenplatz gefällt werden - zum großen Bedauern der Bewohner. Inzwischen sind für fast alle Leerstellen die erforderlichen 500 Euro für die Neupflanzung zusammen. Ganz wunderbar, sagt Blankau, sei auch eine Initiative, die nicht genannt werden möchte und 10 000 Euro für Bäume in Stadtteilen gespendet hat, in denen bisher noch keine größeren Summen eingegangen sind. "Wunderbar deshalb, weil das genau unserer Planung entgegenkommt, am Ende dort besonders viele 'Senatsbäume' zu pflanzen, wo Leute wenig Geld zum Spenden haben." Die Senatorin hat mehr als zwei Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt.

Neben der Loki-Schmidt-Stiftung, die die Spenden sammelt, die Hamburger Volksbank, wo das Spendenkonto geführt wird, unterstützt auch das Hamburger Abendblatt die Kampagne als Medienpartner - und hat natürlich auch gespendet: eine Hainbuche an der Kaiser-Wilhelm-Straße in der Neustadt, direkt neben dem Verlag, die bislang nur als Kennung P00999 existiert. Ehrensache, dass auch die Senatorin einen Baum gespendet hat. Sie hat sich eine Hydrid-Ulme ausgesucht, die in Neugraben-Fischbek bei einer Großwohnsiedlung stehen wird. Gepflanzt werden alle neuen Straßenbäume ab Oktober. Eine Urkunde für seinen Baum oder auch eine Tafel daran ist nicht vorgesehen. "Wir planen eine große Tafel mit allen Spendern im Stadtpark", sagt Blankau.