Senat ist “beeindruckt“, Umweltverbände widersprechen

Hamburg. Seit sechs Monaten ist Hamburg europäische Umwelthauptstadt - anlässlich dieser Halbzeit fällt die Bilanz von Senat und Umweltverbänden höchst unterschiedlich aus. "Das Engagement der Hamburger für die Umwelt ist beeindruckend", sagte Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD). Die Bürger achteten im Alltag zunehmend auf Umweltverträglichkeit. Als Belege führte sie unter anderem an: Der private Wasserverbrauch sinke seit Jahren kontinuierlich - auf heute 108 Liter pro Einwohner und Tag. Die Zahl der Ökostrom-Nutzer beim stadteigenen Energieversorger Hamburg Energie sei im ersten Halbjahr 2011 um 75 Prozent auf jetzt 35 000 gestiegen. Auch die Zahl der Bezieher von umweltfreundlichem Gas (wird zum Teil aus Klärschlamm gewonnen) habe sich von 3500 auf 5500 Kunden erhöht. Das StadtRad sei mittlerweile das erfolgreichste Fahrradleihsystem Europas - allein im ersten Halbjahr 2011 habe sich die Zahl der Kunden um 40 Prozent auf jetzt knapp 100 000 erhöht. Bis Ende 2011 werde die Zahl der Stationen von 82 auf 120 ausgebaut.

Zudem gebe es schon 400 "Umwelttaxis", die mit verbrauchsärmeren Hybridantrieben fahren. Nicht zuletzt würden immer mehr Hamburger Unternehmen auf Umweltschutz achten, und die Branche Erneuerbare Energien wachse stetig.

Ganz anders die Initiative UHU (Umwelthauptstadt Hamburg Umweltverbände). Sie zeigte dem SPD-Senat gestern symbolisch die Gelbe Karte für sein mangelndes Engagement. "Bürgermeister Scholz ignoriert die besonderen Anforderungen an eine Umwelthauptstadt", kritisierte Alexander Porschke, Vorsitzender des Nabu und UHU-Sprecher. Dass viele Umweltprojekte wie die Stadtbahn, die Umweltzone, die Citymaut, der autofreie Sonntag und Landstromanschlüsse für Kreuzfahrtschiffe gestoppt wurden, spreche nicht für den vom Bürgermeister artikulierten Willen, die Umwelthauptstadt zu einem Erfolg zu machen. Susanne Elfferding vom Fahrradklub ADFC forderte vom Senat mehr Engagement für den Radverkehr, vor allem den Ausbau von mindestens drei Velorouten und die Anlage von mindestens 50 Kilometern neuer Radfahrstreifen. "Radfahren macht Spaß", so Elfferding "es ist ein Weg aus der Staufalle."