Die Pastorin der Nordelbischen Kirche widersprach, dass sich die Kirchen zu wenig von fundamentalistischen Gruppen distanzieren würden.

Hamburg. Mehr Sachlichkeit im Umgang mit "Esoterik" hat die Weltanschauungsbeauftragte der Nordelbischen Kirche, Gabriele Lademann-Priemer, angemahnt. Zugleich wies sie die Vorwürfe der Hamburger Sektenexpertin Ursula Caberta zurück, dass die Kirchen sich zu wenig von fundamentalistischen Gruppen distanzierten. "Wenn Menschen unterdrückt und um ihre innere Freiheit gebracht werden, grenzen wir uns scharf ab", sagte die Hamburger Pastorin gestern dem Internetportal www.kirche-hamburg.de .

Kirchliche Sektenbeauftragte hätten in den vergangenen 30 Jahren viele Menschen in ihrer Urteilskraft und ihrem Selbstvertrauen gestärkt, sagte die Theologin weiter. Die Versachlichung sei entscheidender Bestandteil der Beratungstätigkeit. Es sei jeweils zu klären, was unter "esoterisch" und "fundamentalistisch" zu verstehen sei. Im christlichen Spektrum müsse noch einmal zwischen "fundamentalistisch" und "evangelikal" unterschieden werden.

Mit Pauschalbegriffen lasse sich nicht argumentieren. Leider gebe es keine objektiven Maßstäbe dafür, ab wann eine Gruppe sektenartige Züge annehme. Kriterien dafür seien aber autoritäre Strukturen, in denen die Leitung eine "höhere Erkenntnis" für sich geltend macht. Für "überzogen" halte sie hingegen Cabertas Kritik an Hape Kerkeling als "Buddhist mit christlichem Überbau". So sei Kerkelings Glaube "erst einmal seine Sache". "Als Autor ist er beliebt, für den Jakobsweg hat er so etwas wie Reklame gemacht." Die sogenannte "Abzocke" in einer Sekte oder sektenähnlichen Gemeinschaft ist nach den Erfahrungen der Theologin nicht nur eine materielle, sondern vielmehr eine seelische Angelegenheit. Manchmal gehe es zwar auch um Geld, meistens jedoch um das Empfinden, "geistig gefangen" zu sein.