Proben vom Bio-Hof in Bienenbüttel noch ohne Befund. Regierung hält Warnung aufrecht

Hamburg. Die Suche nach dem Ursprung für den gefährlichen EHEC-Erreger geht weiter: Nach ersten Labortests hat sich der Verdacht, Sprossen aus dem Gärtnerhof Bienenbüttel könnten die Quelle der Infektionen sein, bislang nicht erhärtet. "Bisher konnte der fragliche Ausbruchsstamm noch nicht nachgewiesen werden", teilte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium gestern mit. Bislang seien 23 von 40 Proben aus dem Betrieb ausgewertet worden.

Es seien "intensive analytische Anstrengungen" erforderlich, um den vermuteten Erreger zweifelsfrei nachweisen zu können. Ein kurzfristiger Abschluss der Untersuchungen sei nicht zu erwarten. Die Suche nach dem Erreger ist deshalb so schwierig, weil seit dem vermuteten ersten Bakterienbefall schon mehrere Wochen vergangen sind. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) riet dennoch vom Verzehr von Sprossen ab. Sie halte es für richtig, daran festzuhalten, solange nicht alle Untersuchungen abgeschlossen seien, sagte sie in Berlin.

Der Gärtnerhof Bienenbüttel zwischen Lüneburg und Uelzen war am Wochenende ins Visier der Behörden geraten. Sprossen aus dem Betrieb waren direkt oder über Zwischenhändler in mehrere Bundesländer geliefert und in Verbindung mit zahlreichen Krankheitsfällen gebracht worden.

Nach Abendblatt-Informationen sind auch in Hamburg mehrere Menschen an EHEC erkrankt, die zuvor Sprossen von dem niedersächsischen Bio-Hof gegessen hatten. Die Sprossen der Sorte "Milde Mischung" hatten sie bei einem Gemüsehändler im Einkaufszentrum Mercado in Ottensen gekauft.

Gestern tauchte eine mehrere Wochen alte Packung mit Sprossengemüse aus dem Betrieb auf. Der 42-jährige Hamburger Andreas R. hatte die Packung in seinem Kühlschrank vergessen. Er war selbst - möglicherweise nach dem Verzehr von anderem Sprossengemüse - an EHEC erkrankt und lag tagelang auf einer Isolierstation in einem Lüneburger Krankenhaus. Mittlerweile ist er gesund. Die Sprossen werden nun vom Institut für Hygiene untersucht. Ein erstes Ergebnis werde frühestens heute vorliegen, hieß es aus der Gesundheitsbehörde.

Die Zahl der EHEC-Neuinfektionen steigt in Hamburg zwar an, doch bei den schweren HUS-Komplikationen registriert die Gesundheitsbehörde einen geringeren Anstieg als an den Tagen zuvor. Bis gestern Mittag registrierte die Behörde 848 EHEC-Fälle - 79 mehr als am Sonnabend. 151 dieser Patienten werden derzeit mit den HUS-Komplikationen behandelt, die oft zu einem totalen Nierenversagen führen. Das sei ein Anstieg um sechs zusätzliche HUS-Fälle und damit eine deutlich geringere Zunahme als zuvor.

"Auch die heutigen Erkrankungszahlen geben zur Hoffnung Anlass, dass sich die Situation ein wenig entspannt", sagte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Dass Sprossen Quelle der Epidemie sein könnten, könne sie bisher nicht bestätigen. So seien in Hamburg acht Proben mit Sprossen auf den EHEC-Erreger geprüft worden - ohne eine Spur davon zu finden. Deshalb gelte weiterhin die Warnung vor dem Verzehr von Tomaten, Gurken und Salat, die von den meisten EHEC-Patienten vor dem Ausbruch ihrer Krankheit verzehrt worden waren.

Bisher sind in der Hansestadt drei Menschen an den Folgen von EHEC gestorben. Bei einer 90-jährigen Frau aus Norderstedt, die Sonnabendnacht starb, ist laut Gesundheitsbehörde noch unklar, ob eine EHEC-Infektion die Ursache für ihren Tod war.